Borsig

[247] Borsig, Johann Karl Friedrich August, Maschinenbauer, geb. 23. Juni 1804 in Breslau, gest. 6. Juli 1854, erlernte das Zimmerhandwerk, besuchte seit 1824 das Gewerbeinstitut in Berlin, trat dann in die Maschinenbauanstalt von F. A. Egells ein, übernahm die Leitung der mit jener Anstalt verbundenen Neuen Berliner Eisengießerei bis 1836 und begründete 1837 eine Maschinenbauanstalt zu Berlin. Die Anstalt widmete sich besonders dem Bau von Lokomotiven und lieferte 1847: 67 Stück nebst Tendern, also mehr, als je in einem Jahr eine der größten Werkstätten Englands geliefert hat. 1854 wurde die 500. Lokomotive vollendet. Außerdem lieferte B. die größten Eisenarbeiten für das Bauwesen und besonders für das Eisenbahnbaufach, große Dampfmaschinen, Schiffsdampfmaschinen etc. Um sich von dem Ausland zu emanzipieren, begründete B. 1847 ein eignes Eisenwerk zu Moabit bei Berlin, dessen Betrieb 1850 begonnen wurde. Zugleich kaufte er die zu Moabit belegene, früher der Seehandlungssozietät gehörige Maschinenbauanstalt und Eisengießerei, um durch Lieferungen von Maschinen und Hilfswerkzeugen sowie durch Ausführung von Reparaturen dem Eisenwerk die nötige Unterstützung zu gewähren. 1854 kaufte B. auch Kohlenfelder bei Biskupitz in Oberschlesien und knüpfte hieran den Plan, ein Hochofenwerk in unmittelbarer Nähe derselben zu begründen. Vgl. Vogt, August B. (Berl. 1880). – Sein Sohn Albert B., geb. 7. März 1829 in Berlin, gest. daselbst 10. April 1878, führte die Pläne des Vaters aus, erbaute 1859–62 die Hochofenanlage Borsigwerk in Schlesien und fertigte dort jährlich 4–500,000 Ztr. Eisen und Stahl. Das Werk besitzt mehrere Kohlengruben und vier Hochöfen, ein Walz und Hammerwerk und hat über 3000 Arbeiter. 1856 bis 1858 vergrößerte B. die Anstalten in Berlin und Moabit, die nun bei einer Arbeiterzahl von 3000 im stande waren, jährlich 250 Lokomotiven zu liefern. 1870 verlegte er das Moabiter Walzwerk nach Schlesien, während die frei gewordenen Räume zu Schmiede- und Kesselschmiedewerkstätten für die Lokomotivbauanstalt eingerichtet wurden. Nach Borsigs Tode wurden die Werke von einem Kuratorium fortgeführt, die Lokomotivbauanstalt in Berlin wurde 1887 aufgegeben und der Lokomotivbau nur in Moabit weiter betrieben. – Die Söhne von Albert B., Arnold (gest. 1. April 1897 in der Hedwig-Wunsch-Grube bei Zabrze), Ernst und Konrad B., übernahmen 1894 die Verwaltung der Werke, sie führten große Erweiterungsbauten in Borsigwerk aus und verlegten die Moabiter Werke nach Tegel bei Berlin. Dort wurde 1903 die 5000. Lokomotive vollendet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 247.
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