Walzwerk

[361] Walzwerk (hierzu Tafel »Walzwerke« mit Text), eine Maschine mit mehreren sich drehenden Walzen, welche die zu bearbeitenden Stücke (Walzgut) zwischen sich hindurchziehen und dabei sehr verschieden bearbeiten, auch eine ganze Anlage (Gebäude mit Maschinen und Zubehör) zur Ausführung der Walzarbeit an Metallen. Wenn zwei parallel gelagerte Walzen a und b (Textfigur) sich in entgegengesetzter Richtung mit gleicher Geschwindigkeit drehen, so wird bei einem bestimmten Abstand d derselben ein Arbeitsstück c von ihnen gefaßt, durch Reibung mitgenommen und auf den Abstand d zusammengedrückt. Ist hierbei das Arbeitsstück leicht zerbrechlich, so hält es diese Dickenverminderung nicht aus, sondern wird zerbrochen (Brechwalzen zum Zerkleinern von Steinen, Erzen, Kohlen u. dgl.) oder zerquetscht (Quetschwalzen zum Quetschen von Zuckerrohr, Eisenluppen, Getreide etc.), oft unter gleichzeitiger Abtrennung flüssiger Stoffe, bez. Mischung und Knetung (Ausquetschen von Wasser, Saft etc., Kneten von Ton, Kautschuk etc.). Ist dagegen das Arbeitsmaterial entsprechend fest und zäh, so wirken die Walzen verdichtend zur Hervorbringung von Glätte und Glanz (Glättewalzen: in der Appretur, beim Kalandern) oder vereinigend (Zusammenschweißen, Plattieren, Zusammenkleben, Drucken u. dgl.) oder derart verschiebend, daß das Walzgut auseinanderfließt, ohne den Zusammenhang zu verlieren (Streckung in der Längen- und Breitenrichtung [Breitung], Einpressen in etwaige Oberflächenvertiefungen der Walzen selbst [Formwalzen, Rändelräder, Kattundruckwalzen etc.]) oder in mancherlei andrer Weise form ändernd (Biegwalzen, s. Blechverarbeitung).

Schema eines einfachen Walzwerkes.
Schema eines einfachen Walzwerkes.

Dabei tritt eine wesentlich erhöhte Wirkung ein, wenn die Oberflächengeschwindigkeit einer Walze größer ist als die der andern (Differenzialwalzen bei Walzenstühlen, s. Mühlen), oder wenn die Walzen geheizt werden (bei der Verarbeitung von Kautschuk, Trockenwalzen etc.). Je nach der Bestimmung werden die Walzen aus Holz, Stein, Porzellan, Glas, Papier (s. Kalander), Kautschuk, in der Regel aber aus Eisen (Hartguß oder Stahl) hergestellt. Über die Verwendung des Walzwerks in der Metallindustrie s. beifolgende Tafel. Vgl. Dürre, Anlage und Betrieb der Eisenhütten (3. Aufl., Leipz. 1892–96, 2 Bde.); Ledebur, Verarbeitung der Metalle (3. Aufl., Braunschw. 1905); v. Hoyer, Bearbeitung der Metalle (4. Aufl., Wiesb. 1906); Beckert, Metallurgische Technologie (2. Aufl., Berl. 1900); Brovot, Das Kalibrieren der Walzen (Leipz. 1903); Kirchberg, Grundzüge der Walzenkalibrierung (Dortm. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 361.
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