Bray [4]

[364] Bray (spr. brǟ), 1) Franz Gabriel, Graf von, bayr. Staatsmann, geb. 25. Dez. 1765 in Rouen, gest. 3. Sept. 1832 auf dem Gut Irlbach bei Straubing, kam als französischer Legationssekretär nach Regensburg, trat hier in den bayrischen Staatsdienst, wurde 1805 Legationsrat am Reichstag, dann Gesandter in Berlin, 1808 in Petersburg, 1813 Geheimrat und Graf, 1817 Mitglied des Staatsrates, 1819 Reichsrat, 1820 Gesandter in Paris und 1827 in Wien. 1831 nahm er seinen Abschied. Vgl. »Graf F. G. de B. Aus dem Leben eines Diplomaten alter Schule« (Leipz. 1901).

2) Otto Camillus Hugo, Graf von B.-Steinburg, bayr. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 17. Mai 1807 in Berlin, gest. 9. Jan. 1899 in München, anfangs Attaché bei der bayrischen Gesandtschaft in Wien und an kleinern italienischen Höfen, später Legationsrat in Paris und außerordentlicher Gesandter in Petersburg, trat 1846 an die Spitze des Ministeriums des Äußern, nahm aber 13. Febr. 1847 mit Abel (s.d. 3) seine Entlassung. Im April 1848 wieder zum Minister des königlichen Hauses und des Äußern ernannt, trat er schon im April 1849 wieder zurück und ward Gesandter in Petersburg, 1860 in Wien. Am 7. März 1870 an Stelle des Fürsten Hohenlohe zum Ministerpräsidenten und Minister des Auswärtigen ernannt, schloß er im Oktober 1870 zu Versailles die Verträge ab, durch die Bayern in das neugegründete Deutsche Reich eintrat, und erwies sich dabei als deutscher Patriot. Seit 1871 wiederum Gesandter in Wien, nahm er Anfang 1897 seinen Abschied. Wichtige »Denkwürdigkeiten aus seinem Leben« erschienen Leipzig 1901.

3) Hippolyt, Graf von B.-Steinburg, deutscher Diplomat, Sohn des vorigen, geb. 18. Aug. 1842 in Athen, war lange Zeit deutscher Gesandter in Belgrad, seit 1892 in Lissabon, wurde 1894 nach Stockholm, 1897 nach Bukarest versetzt und trat im Januar 1900 in den einstweiligen Ruhestand.

4) Anna Eliza, geborne Kempe, engl. Schriftstellerin, geb. 25. Dez. 1790 in London, starb, erblindet, 21. Jan. 1883 in London. Sie schrieb die Biographie ihres ersten Gatten, des Malers Stothard (1851), und ein Leben Händels (1857) sowie zahlreiche historische Romane. wie: »Henry de Pomeroy« (1842), »Warleigh« (1836), lieferte unter historischen Arbeiten »The revolt of the Protestants of the Cevennes« (1870), unter anziehenden Landschafts- und Sittenschilderungen »The borders of the Tamar and the Tay« (1879). Vgl. ihre »Autobiography« (1884). B. gehört zu den ersten Nachfolgern W. Scotts und zu den Vorläufern der »historischen Spezialisten« (der Hintergrund ihrer Romane ist meist Devon).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 364.
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