Brueghel

[489] Brueghel (spr. bröchel, Breughel), 1) Pieter der ältere, genannt der Bauernbrueghel, Stammhaupt einer niederländischen Malerfamilie, geb. 1525 in dem Dorf Breugel bei Breda, gest. 1569 in Brüssel, lernte zu Antwerpen bei Pieter Coek van Aalst und Hieronymus'Cock, trat 1551 in die Antwerpener Malergilde und besuchte Frankreich und Italien, wo er 1553 in Rom verweilte. Nach seiner Rückkehr hielt er sich bis 1563 in Antwerpen auf und siedelte dann nach Brüssel über. B. hat sich weniger nach seinen Lehrern als nach Hieronymus Bosch gebildet, dessen spukhafte Szenen des Jüngsten Gerichts, der Hölle und sittenbildliche Darstellungen aus dem Bauernleben mit moralisierender Tendenz er nachahmte und mit größerer Lebenswahrheit bei gleich glänzendem Kolorit erfüllte. Auch seine Bilder aus der Heiligen Geschichte tragen einen genrehaften Charakter. Er war der Begründer der niederländischen Bauernmalerei und zugleich ein ausgezeichneter Landschaftsmaler. Die bedeutendsten seiner Bilder besitzt das kaiserliche Hofmuseum in Wien, andre beglaubigte finden sich in Neapel (Museum), Darmstadt und Florenz (Uffizien). Es wurde sehr viel, namentlich im Verlag des H. Cock, nach ihm gestochen.

2) Pieter der jüngere, gewöhnlich Höllenbrueghel genannt, obwohl die ihm zugeschriebenen Darstellungen von Höllenszenen nicht von ihm herrühren, sondern Kopien nach seinem Vater sind, Sohn des vorigen, geb. um 1564 in Brüssel, Schüler des Gillis van Coninxloo, trat 1585 in die Malergilde zu Antwerpen und starb daselbst 1637 oder 1638. Er folgte der Weise seines Vaters, dessen Genrebilder er auch häufig kopiert hat, aber mit geringerm Talent.

3) Jan, genannt der Samtbrueghel, Bruder des vorigen, geb. 1568 in Brüssel, gest. 13. Jan. 1625 in Antwerpen, Schüler von Goetkindt in Antwerpen, ging nach Italien, wo er 1593 in Rom verweilte und den Erzbischof Federigo Borromeo von Mailand kennen lernte, mit dem er sich nach Mailand begab, und der ihm zeitlebens ein Freund und Gönner blieb. 1596 kehrte er nach Antwerpen zurück und ließ sich als Freimeister in die Lukasgilde aufnehmen. Erzherzog Albert und Kaiser Rudolf erteilten ihm zahlreiche Aufträge. Trotz seiner starken Beschäftigung verlor er sich aber niemals in Flüchtigkeit, sondern führte seine Bilder auf Holz und Kupfer stets mit der Gewissenhaftigkeit und Feinheit eines Miniaturmalers aus. Er war vorzugsweise Landschafts- und Blumenmaler, staffierte aber seine Landschaften gewöhnlich mit einer großen Fülle von Figuren aus der Heiligen Geschichte, der Mythologie und dem Bauernleben und mit einer großen Zahl von Tieren. Sein Kolorit ist frisch und glänzend, bisweilen etwas hart und bunt bei überwiegend blauen und grünen Tönen in den Fernsichten. Seine Bilder sind oft von van Balen und Rubens staffiert worden, mit denen er in Freundschaft verbunden war. Bei seiner großen Produktivität besitzen fast alle Galerien Gemälde von ihm, die besten die Ambrosianische Bibliothek in Mailand, die Museen von Madrid, Brüssel, Berlin, Dresden, Wien, München und das Louvre (Paris). In den Darstellungen des Paradieses, der vier Elemente, der Schmiede des Vulkan und in seinen Blumensträußen dokumentiert sich seine Begabung für die Kleinmalerei am glänzendsten. Vgl. Crivelli, Giovanni B., pittore fiammingo (Mail. 1868). – Sein Sohn Jan B. der jüngere (1601–78) hat ganz in der Weise seines Vaters gemalt. Vgl. Michel, L es B. (Par. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 489.
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