Buononcini

[610] Buononcini (Bononcini, spr. -tschĭni), namhafte ital. Musikerfamilie des 17. und 18. Jahrh., von deren Gliedern zu nennen sind: 1) Giovanni Maria, geb. 1640 in Modena, gest. 19. Nov. 1678 daselbst, Mitglied der Kapelle des Herzogs Franz II. von Modena, später Kapellmeister an San Giovanni in Monte zu Bologna. B. ist einer der bedeutendsten Instrumentalkomponisten vor Corelli und Mitbegründer der Form des Konzertes (Sonaten Op. 7: »Violino solo e 2 violino di concerto«, 1677), schrieb auch Kammerphantasien und Madrigale sowie eine gediegene Generalbaßschule »Il pratico musico« (1673; der zweite Teil Stuttgart 1701 in deutscher Übersetzung). Seine Söhne sind die beiden folgenden:

2) Giovanni Battista, geb. 1672 in Modena, Schüler seines Vaters und Colonnas in Bologna, trat gleich seinem Vater zuerst als Komponist von Sonaten (Sinfonien) sowie Oratorien und Messen auf, wurde Violoncellist der Hofkapelle Kaiser Leopolds I. zu Wien, wo er zugleich Opern für die kaiserliche Bühne komponierte; besonders großen Erfolg hatte 1703 in Berlin, wo er Hofkomponist der Königin Charlotte wurde, seine Oper »Polifemo«. In der Folge lebte er wieder in Wien. 1716 wurde er an das Kings Theater nach London gezogen, wo seine Opern mit denjenigen Händels rivalisierten (»Farnace«, »Erminia«), bis er 1733 plötzlich allen Boden verlor, als sich herausstellte, daß er ein Madrigal Lottis für seine Komposition ausgegeben hatte. Er ging nun über Paris zunächst wieder nach Wien, wo noch 1737 eine Oper und ein Oratorium von ihm ausgeführt wurden, und lebte noch 1748 in Venedig.

3) Marc Antonio, geb. 1675 in Modena, gest. daselbst 8. Juli 1726, stand um 1697 als Komponist in kaiserlichen Diensten zu Wien, lebte später in Rom, schließlich als Hofkapellmeister in Modena. Als dramatischer Komponist war er kaum minder geschätzt als sein Bruder (15 Opern, darunter »Camilla«, 1697, auch Oratorien).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 610.
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