Cairŏli

[690] Cairŏli, Benedetto, ital. Staatsmann, geb. 28. Jan. 1825 in Pavia, gest. 8. Aug. 1889 in Neapel, nahm 1848 am Mailänder Aufstand und am Kriege gegen Österreich teil und ward, nachdem er 1859 unter Garibaldi gekämpft hatte, 1860 ins italienische Parlament gewählt. Er begleitete Garibaldi nach Sizilien und ward beim Sturm auf Palermo verwundet. 1864 legte er mit Garibaldi sein Abgeordnetenmandat nieder, wurde aber bald wieder gewählt und übernahm die Führung der Linken. Als er 1878 zum Präsidenten der Kammer gewählt wurde, trat das Ministerium Depretis zurück, und C. bildete ein neues Kabinett, in dem er die Leitung des Auswärtigen übernahm. Als er 17. Nov. 1878 in Neapel bei dem Attentat Passanantes den König Humbert zu schützen suchte, wurde er verwundet. Trotz der hierdurch erlangten Popularität ward er im Dezember von den rivalisierenden Parteihäuptern Depretis, Crispi und Nicotera gestürzt. Im Juli 1879 trat er wieder an die Spitze[690] des Ministeriums und des Auswärtigen Amtes. Er führte die Abschaffung der Mahlsteuer und des Zwangskurses durch, wurde zwar infolge der französischen Expedition nach Tunis im Mai 1881 gestürzt, blieb jedoch bis zu seinem Tode der Führer einer Gruppe der radikalen Partei.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 690-691.
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