Calame

[693] Calame (spr. -lām'), Alexandre, schweizer. Maler, geb. 28. Mai 1810 als Sohn eines geschickten Marmorarbeiters in Vevey, gest. 19. März 1864 in Mentone, trat mit 15 Jahren in ein Bankgeschäft ein, mußte aber, als sein Vater bald darauf starb, zur Erhaltung seiner Mutter einen Nebenerwerb in der Kolorierung von schweizerischen Ansichten suchen. 1829 ermöglichte es ihm sein Brotherr, der Bankier Diodati, bei dem Landschaftsmaler Diday Unterricht zu nehmen, und nach wenigen Monaten beschloß er, sich ganz der Kunst zu widmen. Seit 1835 begann er die Ausstellungen von Paris und Berlin mit seinen schweizerischen Alpen- und Waldlandschaften zu beschicken, die sich schnell, besonders in Deutschland, großen Beifall erwarben, obwohl C. mehr Zeichner als Kolorist war. 1842 ging er nach Paris und stellte hier einen Montblanc, die Jungfrau, den Brienzer See, den Monte Rosa und Mont Cervin aus. 1844 begab er sich nach Italien und brachte aus Rom und Neapel zahlreiche Bilder mit, darunter die Ruinen von Pästum (im städtischen Museum zu Leipzig). Er zeigte darin, daß er auch die italienische Natur in ihrer Eigentümlichkeit aufzufassen vermochte; aber sein Spezialgebiet blieb doch die Alpenlandschaft in allen ihren Erscheinungsformen und Stimmungen, die er mit großer Naturtreue, wenn auch mit einer gewissen Glätte, zur Darstellung zu bringen wußte. Der Handeckfall, der Vierwaldstättersee, Eichen im Sturm (im städtischen Museum zu Leipzig), der Waldstrom (in der Dresdener Galerie). die Darstellung der vier Jahres- und Tageszeiten in vier Landschaften sind seine künstlerisch wertvollsten Schöpfungen. Noch populärer als durch diese größern Werke wurde C. durch Lithographien und Radierungen, namentlich durch 18 Studien von Lauterbrunnen und Meiringen und 24 Blätter Alpenübergänge, die in Frankreich, England und Deutschland große Verbreitung fanden und lange Zeit als Vorlagen für den Zeichenunterricht dienten. Vgl. E. Rambert, Alex. C., sa vie et son œuvre (Par. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 693.
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