Carrāra [2]

[778] Carrāra, Stadt in der ital. Provinz Massa e Carrara, liegt 7 km vom Ligurischen Meer am Carrione in einem tiefen Bergkessel der Apuanischen Alpen. Die durch ihre Marmorbrüche berühmte Stadt ist selbst großenteils aus Marmor erbaut und hat mehrere ausgezeichnete Gebäude, wie die Kirchen Sant' Andrea (aus dem 13. Jahrh., mit Skulpturen) und Madonna delle Grazie und das ehemalige Schloß (aus dem 16. Jahrh.) mit einer Bildhauerakademie und Kunstsammlung. Die Stadt zählt (1901) ca. 15,000 (als Gemeinde 42,097) Einw. und hat eine Handelskammer, ein Gymnasium, eine technische Schule und außer der Akademie eine Spezialschule für die Gewinnung und Bearbeitung des Marmors. Viele auswärtige Künstler lassen hier die Marmorblöcke punktieren oder ganz ausführen. Fast die ganze männliche Bevölkerung ist beschäftigt mit dem Brechen, Bearbeiten und Transportieren des bald seinen weißen (statuarischen), bald schwarz, gelb und grünlich geäderten karrarischen Marmors, der, seit 2000 Jahren bekannt, in alle Länder verschickt wird und sich als der beste zu Bildhauerarbeiten bewährt. Je heller, weißer und seiner, um so kostbarer ist der Marmor; vom statuarischen wird das Kubikmeter mit 300 bis 1700 Frank bezahlt. In etwa 400 Brüchen sind 10,000 Arbeiter beschäftigt. Die Ausbeute an weißem und farbigem Marmor beträgt 2 Mill. Ton., die Ausfuhr über den Hafen von Avenza (s.d.), mit dem C. durch Eisenbahn verbunden ist, jährlich ca. 70,000 T. Marmorblöcke und Platten im Werte von 5,5 Mill. Lire. Die Römer kannten die Marmorbrüche unter dem Namen Lapidicinae Lunenses. C. ist Sitz eines deutschen Konsularagenten und Geburtsort mehrerer Bildhauer, darunter P. Tenerani, dann des Staatsmannes Rossi. Letzterm sowie der Großherzogin Maria Beatrice und Garibaldi sind hier Denkmäler errichtet worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 778.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: