Caryophyllus aromaticus

[786] Caryophyllus aromaticus L. (Jambosa Caryophyllus Ndz., Gewürznelkenbaum), ein Baum aus der Myrtazeengattung Jambosa, der die Gewürznelken liefert, s. Tafel »Gewürzpflanzen«, Fig. 1. Der Gewürznelkenbaum scheint auf den Molukken, vielleicht auf Makian, heimisch zu sein. Jetzt wird er auf Amboina, Réunion, Mauritius, Madagaskar, Malakka (Penang), hauptsächlich aber auf Sansibar und Pemba kultiviert. Die Gesamtproduktion wird auf 1 Mill. kg geschätzt (davon vier Fünftel von Sansibar u. Pemba), doch werden außerdem große Quantitäten in den Heimatsländern auf ätherisches Öl verarbeitet, und bisweilen kommen solche ihres Öls beraubte Nelken in den Handel. Gute Nelken müssen beim Drücken mit dem Nagel reichlich Öl hervortreten lassen. Die wohlfeilen Blütenstiele der Nelken (Nelkenstiele, Nelkenholz, Fusti) schmecken kräftig aromatisch, enthalten 5–6 Proz. ätherisches Öl und werden gewöhnlich gemahlen den als Pulver in den Handel zu bringenden Gewürznelken beigemischt, auch bereitet man daraus ätherisches Öl. Die dick zylindrischen oder bauchig-keulenförmigen, einfächerigen, einsamigen, noch vom Kelch gekrönten, 2,5 cm langen, graubraunen Früchte kommen als Mutternelken (Anthophylli) in den Handel. Sie schmecken bei weitem weniger[786] aromatisch als die Nelkenstiele. Man benutzt Gewürznelken als Gewürz, zu Parfümerien und Likören, arzneilich als mild adstringierendes, die Tätigkeit des Nerven- und Gefäßsystems anregendes Mittel, auch zu Zahntinkturen, Mundwassern, Kräuterkissen, aromatischen Bädern etc. Die Mutternelken dienen zu abergläubischen Zwecken, als sympathetisches Mittel etc.; in den Tropen werden sie in Zucker eingemacht. Mit ihrem Pulver fälscht man das Gewürznelkenpulver. Gewürznelken werden bereits in der chinesischen, indischen und Sanskritliteratur erwähnt, nicht aber in der ägyptischen und hebräischen. Plinius kennt das indische garyophyllon, Kaiser Konstantin sandte um 315 an den Bischof Silvester auch Gewürznelken, und Kosmas erwähnt 545, daß sie aus China und Ceylon stammen. Trallianus und die griechischen Ärzte des 6. und 7. Jahrh. benutzten die damals in Rom sehr gebräuchlichen Nelken, und im Mittelalter waren sie hochgeschätzt. Den Gewürznelkenbaum erwähnt Marco Polo (1272) in einem Lande Caidu, das vermutlich im Stromgebiete des Irawadi zu suchen ist. Nach der Besitznahme der Molukken durch die Portugiesen 1524 kamen die Nelken reichlicher nach Europa, und seit 1599 monopolisierten die Holländer die Kultur und den Handel mit diesem Gewürz durch alle Härten ihrer Handelspolitik. Sie vernichteten überall, außer auf Amboina, die Bäume, verboten allen Handel mit andern Völkern und überlieferten die übrigbleibenden Vorräte den Flammen, damit das Gewürz nicht im Preise falle. Auf Amboina selbst wurde die Zahl der Bäume auf 500,000 begrenzt. 1769 gelang es dem französischen Intendanten von Réunion und Ile-de-Franre, Poivre, den Nelkenbaum dorthin zu verpflanzen. Auch in Cayenne pflanzte man seit 1779 den Baum an, ebenso auf Martinique, St.-Vincent, Domingo, Trinidad. Neuerlich hat sich die Kultur desselben noch weiter ausgebreitet und ist besonders auf Sansibar seit 1830 sehr bedeutend geworden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 786-787.
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