Chardin

[883] Chardin (spr. schardäng), 1) Jean, franz. Reisender, geb. 26. Nov. 1643 in Paris, gest. 1713 bei London, Sohn eines Juweliers, ging 1665 nach Ostindien, um Diamanten einzukaufen, dann nach Persien, wo er, zum königlichen Kaufmann ernannt, sechs Jahre in Ispahan blieb. Mit reichen historischen und antiquarischen Sammlungen kam er 1670 in sein Vaterland zurück, verweilte aber von 1671–81 wieder in Persien und Indien und wandte sich nach seiner Rückkehr nach London, wo er vom König Karl II. zum Ritter geschlagen und als bevollmächtigter Minister und Agent der Englisch-Ostindischen Kompagnie nach Holland gesandt wurde. Später kehrte er nach England zurück. Er veröffentlichte: »Le couronnement de Soleiman III, roi de Perse, etc.« (Par. 1671) und »Journal du voyageen Perse et aux Indes orientales« (Amsterd. 1686, mit Zeichnungen von Grelot; neue Ausg. von L. Langlès, Par. 1811).

2) Jean Baptiste Siméon, franz. Maler, geb. 1698 in Paris, gest. daselbst 1779, widmete sich der Malerei bei Cazes und Noel Coypel, wurde aber mehr durch das Studium der Niederländer gefördert, in deren Art er anfangs Blumenstücke und Stilleben mit toten Tieren, Früchten, Geräten (etwa 20 davon im Louvre) und seit 1733 auch Genrebilder von großer Naturwahrheit, hauptsächlich Kücheninterieurs mit Köchinnen, malte. Es gelang ihm, in der Kraft und dem Schmelz des Kolorits die holländischen Maler zu erreichen und daneben seine nationale Eigentümlichkeit zu wahren. Seine Hauptwerke sind: die Briefsieglerin von 1733 (Berlin, königliches Schloß), die vom Markt heimkehrende Frau von 1738 und 1739 (in Berlin und im Louvre zu Paris), das Kartenhaus, das Ölfläschchen, der Bratspieß, das Tischgebet (Louvre), Mutter und Kind und die Köchin (Wien, Galerie Liechtenstein). C. hat auch Bildnisse gemalt. Vgl. Normand, J. B. Siméon C. (Par. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 883.
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