Chersón [2]

[8] Chersón, Hauptstadt des gleichnamigen russ. Gouvernements (s. oben), Hafenstadt am Dnjepr, 30 km vor seiner Mündung, ist malerisch an einem Hügel aut rechten Ufer des Stroms gelegen, der hier etwa 7 km breit ist. Die den Kais zunächst liegenden Straßen und Plätze sind durch Dämme und Brustwehren gegen die früher verheerenden Überschwemmungen des Flusses geschützt. Die Stadt ist regelmäßig gebaut, hat 12 griechisch-katholische, eine römisch-katholische und eine luther. Kirche, 2 Synagogen und 10 jüdische Betstuben. Die Bevölkerung belief sich 1897 auf 69,219 Seelen. An Lehranstalten bestehen 2 Gymnasien, 2 höhere Mädchenschulen, eine landwirtschaftliche Schule, ein griechisch-orthodoxes Seminar, eine israelitische Schule und mehrere städtische Volksschulen. Die Industrie erstreckt sich hauptsächlich auf Talg- und Seifensiederei, Wollwäscherei, Bierbrauerei, Tabakfabrikation und Dampfmühlenbetrieb. Der Handel Chersons entwickelt sich, trotz der günstigen Lage an der Mündung des Dnjepr, wegen der noch fehlenden Eisenbahnverbindung und der übermächtigen Konkurrenz von Odessa und Nikolajew nur langsam. Die frühern Befestigungen (0,5 km von C.), von denen nur noch zwei Tore und einige Wälle leidlich erhalten sind, umschließen große Kasernen und Magazine nebst einer Kirche mit dem Grabmal Potemkins, dem in der Stadt auch ein Denkmal gesetzt worden ist. Den städtischen Garten schmückt ein Denkmal des in C. verstorbenen englischen Philanthropen John Hobsard. Die Stadt ist Sitz der meisten Gouvernementsbehörden sowie eines Kriminal- und Waisengerichts. – C. ist 1778 vom Fürsten Potemkin angelegt. 1787 kamen in C. der Kaiser Joseph II. und die Kaiserin Katharina II. zusammen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 8.
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