Chomjaków

[90] Chomjaków, Alexej Stepanowitsch, russ. Dichter, geb. 13. (1.) Mai 1804 in Moskau, gest. daselbst (an der Cholera) 5. Okt. (23. Sept.) 1860, erhielt eine sorgfältige Erziehung, diente 1822–25 in einem Gardekavallerieregiment, ging dann ins Ausland und hielt sich längere Zeit in Paris, wo er seinen ersten dramatischen Versuch »Jermak« (gedruckt Mosk. 1832) verfaßte, und dann in den westslawischen Ländern auf. 1828–29 machte er im weißrussischen Husarenregiment den türkischen Feldzug mit und lebke dann in Moskau und auf seinen Gütern einzig der Literatur. Aus dieser Periode stammen seine Tragödie »Der Pseudo-Demetrius« (»Dmitrij Samozvanec«, Mosk. 1833) und seine lyrischen »Gedichte« (das. 1844,4. Ausg. 1888). Seine Dichtungen und ebenso seine spätern zahlreichen historischen, philosophischen und theologischen Abhandlungen, die er vielfach deutsch, englisch oder französisch schrieb, dokumentieren sich als Ergüsse eines, wenn auch wahrhaften, so doch oft zu weit gehenden Patriotismus, der, alles Fremde verschmähend, das Gute nur im Vaterland aufsuchte und in der Machtentfaltung des Slawentums, gegenüber dem Germanen- und Romanentum, den Beginn einer neuen Weltordnung erkennen wollte. Diese Ansicht findet man am schärfsten ausgesprochen in seinem »Sendschreiben an die Serben aus Moskau« (russ. u. serb., Leipz. 1860). 1846–47 machte er von neuem Reisen durch ganz Europa und legte nach seiner Rückkehr die Resultate seiner Beobachtungen in der slawophilen »Russkaja Besêda« nieder, anderen Herausgabe er seit 1856 den tätigsten Anteil nahm. Von 1858 bis zu seinem Tode war er Präsident der »Moskauer Gesellschaft russischer Literaturfreunde«. Eine Sammlung seiner Werke, herausgegeben von I. Samarin, erschien in Moskau 1861ff. in 4 Bänden (Bd. 2, Prag 1867; Bd. 1 u. 3 in 2. Aufl., Mosk. 1880).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 90.
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