Churchill [2]

[141] Churchill (spr. tschörtschill), 1) Charles, engl. Satiriker, geb. im Februar 1731 in Westminster, wo sein Vater Prediger war, gest. 4. Nov. 1764 in Boulogne, besuchte die Westminsterschule und ließ sich dann in Cambridge immatrikulieren, ohne jedoch persönlich dort erscheinen zu können, weil er sich mit 17 Jahren schon verheiratet hatte. Nach seines Vaters Tode ward er dessen Nachfolger. Durch Unklugheit in Not geraten, schrieb er Satiren; für die erste, »The bard«, in Hudibras-Versen, fand er keinen Verleger, wohl aber für die »Rosciad« (1761), worin er die Schauspieler seiner Zeit verspottete und nur Garrick samt den beliebtesten Schauspielerinnen lobte. Seit Popes »Dunciad« hatte keine Satire so eingeschlagen; Pope und Dryden waren auch seine Vorbilder. Er wurde berühmt, gefürchtet, für seine weitern Satiren gut bezahlt, aber auch übermütig, trennte sich von seiner Frau und lebte zügellos. Politischer Vergehen verdächtig, sollte er verhaftet werden, floh aber nach Frankreich und starb dort bald nach seiner Ankunft. Die bedeutendsten seiner Satiren außer der genannten sind: »Apology to the critical reviewers«, durch eine schiefe Beurteilung seiner »Rosciad« veranlaßt, »The ghost«, »The farewell«, »The conference«, »The author« und »The prophecy of famine«, letztere veranlaßt durch den Einfluß des schottischen Ministers Bute auf George III. Churchills Satire ist persönlich scharf, wo sie sich aber zum Allgemeinen erhebt, matt. Seine »Works« erschienen zuerst gesammelt 1763. Die Aldine edition seiner Poesien enthält eine Lebensbeschreibung und Anmerkungen (Lond. 1804, 3. Aufl. 1886). SoutheyCowper«, Bd. 1, S. 69–105) hat über ihn und seinen Kreis am besten gehandelt.

2) Randolph Henry Spencer, Lord, dritter Sohn des sechsten Herzogs von Marlborough, engl. Politiker, geb. 13. Febr. 1849, gest. 24. Jan. 1895 in Condon, studierte und wurde 1874 für Woodstock ins Unterhaus gewählt, wo er sich der konservativen Partei anschloß. Seit 1880 trennte er sich von ihr und bildete die sogen. fourth party. C. und seine Freunde verfochten die extremsten konservativen Grundsätze und bereiteten der liberalen Regierung durch unermüdliche Angriffe viele Verlegenheiten. Aber auch die alte Torypartei bekämpfte C. und suchte die Konservativen dadurch populärer zu machen, daß er sich für allgemeines Stimmrecht und staatssozialistische Ideen erklärte. Auch gründete er zu diesem Zweck den Primelnbund (Primrose League), durch den auch Beaconsfields Andenken gefeiert werden sollte. Sein Ansehen nötigte die konservativen Parteiführer, ihn als Vorsitzenden des Nationalverbandes der konservativen Vereine anzuerkennen und ihm im Juni 1885 das Staatssekretariat für Indien zu übertragen, das er bis Januar 1886 bekleidete. Im zweiten Kabinett Salisbury ward C. im Juli 1886 Schatzkanzler und Führer des Unterhauses, reichte aber schon 23. Dez. 1886 seine Entlassung ein, weil er Ersparnisse im Heer- und Flottenbudget verlangte, die seine Kollegen nicht bewilligten. Auch in den nächsten Jahren nahm C. eine unabhängige Stellung im Unterhaus ein. Vom Mai 1891 bis Januar 1892 bereiste er Südafrika und berichtete über diese Reise im »Daily Graphic«. Eine Sammlung seiner Reden (1880–88) erschien 1889 in London. Vgl. Escott, Randolph Spencer C. as a product of his age (Lond. 1895).

3) Winston Leonard Spencer, Sohn des vorigen, engl. Soldat und Schriftsteller, geb. 1874, diente im englischen Heer, trat aber während des cubanischen Aufstandes 1895 in die spanische Armee ein. Demnächst diente er in Indien und im Sudân und trat beim Ausbruch des Burenkriegs als Freiwilliger in die leichte Kavallerie ein, während er gleichzeitig für die »Morning Post« Kriegskorrespondenzen schrieb. Von den Buren gefangen genommen, entfloh er aus Pretoria und kehrte nach England zurück, wo er 1900 ins Parlament gewählt wurde. Er schrieb über den Krieg im Sudân: »The River war« (Lond. 1899, 2 Bde.; neue Ausgabe 1902), und über den Burenkrieg: »London to Ladysmith via Pretoria« und »Ian Hamiltons March« (das. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 141.
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