Cialdini

[143] Cialdini (spr. tschaldīni), Enrico, Herzog von Gaeta, ital. General, geb. 10. Aug. 1811 zu Castelvetro im Modenischen, gest. 8. Sept. 1892, Sohn eines Ingenieurs, beteiligte sich 1831 an dem Aufstand im Kirchenstaat, flüchtete ins Ausland und kämpfte 1833 m der portugiesischen Fremdenlegion gegen Dom Miguel. 1835 trat er in die spanische Armee über, avancierte in den Karlistenkriegen zum Oberstleutnant, wurde aber 1841 wegen angeblicher Teilnahme an einer Verschwörung gegen Espartero entlassen. 1843 wieder angestellt, kehrte er, mit einer reichen Valencianerin vermählt, in sein Vaterland zurück, wurde vom General Durando zur Verteidigung Vicenzas verwendet und befehligte 1849 ein Freiwilligenregiment bei Novara. Er blieb darauf im sardinischen Heer und kommandierte 1855 eine Brigade in der Krim. 1859 erzwang er als Befehlshaber der 4. Division bei Palestro den Übergang über die Sesia und ward dafür zum Generalleutnant befördert. Nach Garibaldis Einfall in Neapel 1860 rückte er an der Spitze eines sardinischen Heeres in den Kirchenstaat ein, schlug 18. Sept. die päpstliche Armee bei Castelfidardo, drang dann ins Neapolitanische vor, besiegte ein neapolitanisches Korps bei Isernia (17. Okt.) und Sessa, zwang (2. Nov.) Capua, nach 90tägiger Belagerung (13. Febr. 1861) Gaeta und (13. März) die Zitadelle von Messina zur Kapitulation. Er wurde nun zum Herzog von Gaeta, General der Armee und Statthalter von Neapel ernannt, trat aber schon 1. Nov. 1862 seinen Posten an Lamarmora ab. Beim Aufstand Garibaldis 1862 wurde C. als Militärdiktator nach Sizilien geschickt; doch machte Garibaldis Gefangennahme bei Aspromonte seiner Mission bald ein Ende. Er erhielt darauf das Militärkommando in Bologna und ward im März 1864 zum Senator ernannt. Im Kriege von 1866 sollte er an der Spitze des rechten Flügels über den untern Po gehen, wurde aber durch die Schlacht bei Custoza, nach der er an Stelle Lamarmoras zum Generalstabschef ernannt ward, und nachdem er im Juli über den Po gegangen war und Venetien fast ohne Schwertstreich besetzt hatte, durch den Frieden an weitern Operationen verhindert. 1870 begleitete er den zum König von Spanien gewählten Herzog Amadeo von Aosta nach Spanien. Am 1. Dez. 1873 erhielt C. das Generalkommando in Florenz, war 1876–79 und wiederum seit dem Juni 1880 Botschafter in Paris, zog sich aber im Mai 1881 nach der französischen Okkupation von Tunis endgültig aus der diplomatischen Laufbahn zurück. Vgl. Nisco, C. ei suoi tempi (Neapel 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 143.
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