Durando

[295] Durando, Giacomo, ital. General und Staatsmann, geb. 4. Febr. 1807 zu Mondovi in Piemont, gest. 23. Aug. 1894 in Rom, studierte zu Turin die Rechte und wandte sich anfänglich der Advokatur zu. Mit Anfossi, Brofferio u.a. Teilnehmer an einem politischen Komplott, flüchtete er 1831 nach der Schweiz, dann durch Frankreich nach Belgien. Hier trat er nebst seinem Bruder Giovanni (geb. 1804, gest. 27. Mai 1869 als italienischer General) in die Fremdenlegion ein und kämpfte 1832–34 in Portugal gegen Dom Miguel, 1835–41 in Spanien gegen die Karlisten. Zum Obersten ausgerückt, blieb er bis 1843 auf der Pyrenäischen Halbinsel. Eine Frucht seines dortigen Aufenthalts war die Schrift »De la réunion de la péninsule ibérique par une alliance entre les dynasties d'Espagne et de Portugal« (Marseille 1844). Als er darauf nach Piemont zurückkehrte, wurde ihm von der Polizei Mondovi als Aufenthaltsort angewiesen. Dort verfaßte er die Schrift »Della nazionalità italiana« (Par. 1846), die den Gedanken der Einigung Italiens unter einer konstitutionellmonarchischen Verfassung nachdrücklich vertrat (in wenigen Wochen sieben Auflagen). Dem Verfasser, der sich zur Herausgabe nach Paris begeben hatte, verschloß sie freilich fürs erste den heimatlichen Boden. Erst 1847 kehrte D. nach Piemont zurück, ward Mitarbeiter an der Zeitung »L'Opinione« und überreichte mit Cavour, Santa Rosa und Brofferio dem König Karl Albert das Gesuch um eine Verfassung. 1848 führte er als Generalleutnant die Freiwilligen im Norden der Lombardei und war in der Schlacht von Novara Adjutant Karl Alberts. Unter Viktor Emanuel schloß sich D., welcher der sardinischen Deputiertenkammer seit ihrer ersten Berufung angehörte und 1855 zum Senator ernannt ward, Cavour an, übernahm während des Krimkrieges das Kriegsministerium und wurde 1856 sardinischer Gesandter in Konstantinopel. Im Kabinett Rattazzi (vom März bis Dezember 1862) verwaltete er das Ministerium des Auswärtigen. 1861 wurde D. zum General der Armee und zum Präsidenten des obersten militärischen Gerichtshofs ernannt; 1884–87 war er Präsident des Senats.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 295.
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