Capŭa

[753] Capŭa, Stadt und Festung in der ital. Provinz Caserta, links am Volturno, an der Eisenbahn Rom-Neapel, Sitz eines Erzbischofs, hat 18 Kirchen (darunter die Kathedrale, eine ganz modernisierte dreischiffige Basilika aus dem 11. Jahrh. mit antiken Granitsäulen im Vorhof und einer Krypte), ein Altertumsmuseum (Museo Campano), ein Gymnasiallyzeum, ein Artillerielaboratorium und (1901) 14,285 Einw., die lebhaften Handel treiben. – Das alte C., die üppige Hauptstadt Kampaniens, lag ca. 4 km östlich von der jetzigen Stadt bei Santa Maria Capua Vetere (s.d.), am Fuß des Berges Tifata in wohlkultivierter Gegend, und war berühmt durch seine entwickelte Industrie und seinen blühenden Handel sowie durch seine Fechterschulen. Von der alten Stadt sind, abgesehen von Bruchstücken eines Triumphbogens, hauptsächlich noch Reste des Amphitheaters (zwei Bogen, drei Korridore und Teile der Arena mit unterirdischen Gewölben und Gängen) erhalten, das, an Größe dem Kolosseum in Rom nahe kommend, bei einer Längenachse von 170 m, einer Breite von 140 m und einer Höhe von 46 m 60,000 Personen faßte. Die 4 km nordöstlich vom heutigen C. liegende altchristliche Basilika Sant' Angelo in Formis (11. Jahrh.) befindet sich an der Stelle des berühmten Tempels der Diana Tifatina und enthält noch antike Säulen. In den Gräbern der Umgegend wurden zahlreiche antike Vasen und Terrakotten aufgefunden.

Geschichte. C. ward durch die Fruchtbarkeit des Landes und Handelstätigkeit die erste Stadt Kampaniens, geriet aber um 420 v. Chr. in die Gewalt der Samniten und begab sich beim Ausbruch des römischsamnitischen Krieges in römischen Schutz. Nach der Schlacht bei Cannä 216 fiel es von Rom ab und nahm Hannibal auf (dessen Soldaten nach unbegründeter überlieferung hier verweichlichten, weshalb der Name C. für eine Stätte der Verweichlichung sprichwörtlich wurde), ward aber 211 von den Römern wieder unterworfen. Es verlor seine Gemeindeverfassung und gelangte erst wieder zur Blüte, als Cäsar hier eine Kolonie von 20,000 römischen Veteranen ansiedelte. Während der Völkerwanderung wurde die Stadt mehrmals verwüstet; sie gehörte dann zum Fürstentum Benevent, später zu Salerno, ward aber 840 von den Sarazenen zerstört. Die neue Stadt C. wurde 856 etwa 4 km von der Stätte der alten gegründet. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. wurde C. Hauptstadt einer selbständigen Grafschaft, später eines Fürstentums (s. die »Karte zur Geschichte Italiens I«), das 1058 von den Normannen erobert wurde und seit dem 12. Jahrh. zum sizilischen Königreich gehörte. Der kaiserliche General Dann besetzte C. 3. Juli 1707; am 24. Nov. 1734 kam es an Spanien zurück. Im Januar 1799 besetzten die Franzosen die Stadt, deren sich im Juli Nelson bemächtigte. Am 3. Nov. 1860 ergab sich C. an Garibaldi. Vgl. Beloch, Kampanien (2. Ausg., Bresl. 1890); Stroffolini, La contea di C. (Caserta 1885, 2 Bde.); Perla, C. vetere (Capua 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 753.
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