Samnīten

[525] Samnīten (Samnites von Sabinites), im Altertum mächtiges Volk in Unteritalien, berühmt durch seinen hartnäckigen Widerstand gegen Rom. Sie gehören zu den sabellischen Völkern, die sich in früher Zeit vom Lande der Sabiner (s. d.) aus über einen großen Teil von Mittel- und Unteritalien verbreiteten, und zerfielen in mehrere Völkerschaften (Kaudiner, Hirpiner und Pentrer); ihre Sprache war die oskische, die sie, wie die übrigen sabellischen Völker, von den durch sie unterworfenen Oskern (s. d.) annahmen. Die nach ihnen benannte Landschaft Samnium (s. Karte bei »Italia«) erstreckte sich vom Silarus nach N. durch das Flußgebiet des Volturnus bis an die Abruzzen und war von Zweigen des Apennin durchzogen, im nördlichen Teil gebirgig und rauh. im südlichen mild und fruchtbar, im ganzen aber mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau geeignet. Von da drangen sie erobernd durch Lukanien bis nach Bruttium vor und bemächtigten sich im 5. Jahrh. nach Vertreibung der Etrusker auch Kampaniens. Nur Capua behauptete eine gewisse Selbständigkeit und stellte sich, als es die S. von neuem bedrängten, unter den Schutz Roms. Der römischen Aufforderung, das Gebiet Capuas zu räumen, leisteten die S. nicht Folge, und so mußte ihnen der Krieg erklärt werden. Im ersten Samnitenkrieg (343–341) gewannen die Römer 343 drei Siege, zwei unter dem Konsul M. Valerius Corvus am Berge Gaurus in der Nähe von Cumä und bei Suessula, einen unter A. Cornelius Cossus, dem andern Konsul, im Lande der S.; dennoch gewährten sie 341 einen billigen Frieden, um für den bevorstehenden Krieg mit den Lat inern freie Hand zu haben. Zunächst durch einen Krieg mit dem König Alexander von Epirus beschäftigt, gerieten die S. nach dessen Beendigung bald wieder mit den Römern, die durch die Unterwerfung Latiums ihre unmittelbaren Nachbarn geworden waren, in Streit Aus diesem zweiten Kriege (326–304) ist besonders die Einschließung der Römer in den Kaudinischen Engpässen (Furculae Caudinae) 321 und die Ausbreitung des Krieges nach Etrurien seit 311 hervorzuheben; die Haupthelden auf römischer Seite sind L. Papirius Cursor und Q. Fabius Rullianus. Der dritte Krieg (298 bis 290), nahm 295 dadurch eine besonders drohende Gestalt an, daß die S. sich mit den Etruskern, Umbrern und Galliern vereinigt den Römern entgegenstellten; indessen ward auch diese Gefahr durch den Sieg bei Sentinum 295 in Umbrien überwunden und dann durch weitere Siege der Friede 290 erzwungen. Aber schon nach zehn Jahren konnten die S. einen vierten Krieg unternehmen, als der König Pyrrhos von Epirus 280 sich an die Spitze der italischen Völker stellte, wurden aber nach seinem Abzug (275) durch die allmähliche Eroberung ihrer Städte bis 272 wieder unterworfen. In allen diesen Kriegen haben die S. mit der größten Ausdauer und Tapferkeit gekämpft; indes wenn sie auch den Bergen immer neue Kraft verdankten, so verhinderten diese doch ein einmütiges Zusammengehen aller Stämme, und so war das Ergebnis dieser Kriege, daß die S. zwar dem Namen nach Bundesgenossen der Römer wurden, aber durch Kolonien in Abhängigkeit erhalten wurden. Noch einmal erhoben sie die Waffen im Bundesgenossenkrieg (91–88) und beteiligten sich auch 83 an dem Bürgerkrieg auf der Seite der Marianer; sie wurden aver 82 in der blutigen Schlacht am Kollinischen Tor geschlagen und die Tausende von Gefangenen auf Befehl Sullas niedergemetzelt. Seitdem verödete das Land. Vgl. (über die unsichern Überlieferungen der ersten Kriege) Burger, Der Kampf zwischen Rom und Samnium (Amsterd. 1898); Bruno, La terza guerra Sannitica (Rom 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 525.
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