Papirĭus

[400] Papirĭus (früher Papisius), Name eines römischen, ursprünglich plebejischen, später auch patrizischen Geschlechts; seine namhaftesten Glieder sind:

1) der Veranstalter einer Sammlung königlicher Gesetze (jus Papirianum), die als erste Gesetzsammlung betrachtet wurde.

2) Lucius P. CursorLäufer«, Patrizier), fünfmal Konsul und zweimal Diktator, der Hauptheld des zweiten Samnitischen Krieges (326–304 v. Chr.), ein ausgezeichneter Feldherr und ein Mann von altrömischer Strenge und Tüchtigkeit. 324 verurteilte er als Diktator seinen Magister equitum Quintus Fabius Maximus Rullianus (s. Fabius 5) wegen einer gegen seinen Befehl von ihm gelieferten Schlacht zum Tode und ließ sich nur durch die vereinten Bitten des Vaters, des Senats und des Volkes bewegen, ihn zu begnadigen; 320 rächte er die Niederlage der Römer in den kaudinischen Pässen; 309 wiederum zum Diktator ernannt, besiegte er die Samniten bei Longula und triumphierte zum zweitenmal über sie. Auch sein Sohn Lucius P. Cursor, Konsul 293, kämpfte siegreich gegen die Samniten und vollendete in seinem zweiten Konsulat (272) die Unterwerfung Samniums.

3) Gajus P. Carbo (Plebejer), Freund des Tib. Gracchus, ausgezeichneter Redner, setzte im Dienste der Volkspartei als Volkstribun 131 v. Chr. ein Gesetz (lex tabellaria) durch, wonach für alle die Gesetzgebung betreffenden Volksbeschlüsse die schriftliche Abstimmung angeordnet ward; dagegen wurde sein Antrag, daß Volkstribunen auch für das nächstfolgende Jahr wieder wählbar sein sollten, hauptsächlich durch den jüngern Scipio Africanus verhindert, weshalb man, als Scipio 129 plötzlich, wie es schien durch Meuchelmord, starb, ihn vielfach für den Mörder hielt. 120 zum Konsul erwählt, fiel er von der Sache der Volkspartei ab und gab sich 119, als er von dem berühmten Redner L. Licinius Crassus wegen seiner Teilnahme an den Gracchischen Unruhen angeklagt wurde, selbst den Tod.

4) Gajus P. Carbo Arvina, Sohn des vorigen, 89 v. Chr. Volkstribun und als solcher nebst seinem Amtsgenossen M. Plautius Silvanus Urheber des Gesetzes (lex Plautia Papiria), das allen italischen Bundesgenossen, die sich binnen 60 Tagen beim Prätor melden würden, das römische Bürgerrecht gewährte, wurde als Anhänger der Senatspartei in dem Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla 82 auf Befehl des jüngern Marius ermordet.

5) Gnaeus P. Carbo, leidenschaftlicher Anhänger des Marius, Prätor 89 v. Chr., 85 und 84 Konsul durch Cinnas Einfluß, suchte 83 vergeblich den aus Asien zurückkehrenden Sulla zu bekämpfen und wurde von Pompejus in Lilybäum hingerichtet (82).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 400.
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