Cossa

[306] Cossa, 1) Francesco, ital. Maler, einer der Hauptvertreter der ältern ferraresischen Schule, war 1456 als Gehilfe seines Vaters Cristoforo C. in Ferrara tätig und nahm nach 1470 seinen Wohnsitz in Bologna, wo sich das Freskobild einer thronenden Madonna mit dem Stifterpaar von 1472 in der Kirche Madonna del Baracano und das Temperabild einer thronenden Madonna mit dem Heiligen Petronius und Johannes Evangelista von 1474 (in der Pinakothek) erhalten haben. In diesen Werken hält er sich an Cosimo Tura, den er jedoch an Größe der Auffassung übertraf. Er war auch an den Fresken im Palazzo Schiffanoja in Ferrara beteiligt, die mythologische und allegorische Figuren und Szenen aus dem Leben des Erbauers, des Herzogs Borso von Este, darstellen. Ein Jugendwerk von ihm, eine Verkündigung Mariä, besitzt die Dresdener Galerie, eine Allegorie des Herbstes, eine weibliche Figur, das Berliner Museum.

2) Pietro, ital. Dramatiker, geb. 25. Jan. 1830 in Rom, gest. 30. Aug. 1881 in Livorno, kämpfte auf den Schlachtfeldern der Lombardei für die nationale Unabhängigkeit, verließ, als Rom in die Hände der Franzosen gefallen war, Italien und unternahm eine Reise nach Amerika, namentlich Chile und Peru. Zurückgekehrt, wohnte er erst in Turin, dann wieder in Rom, wo er Professor der italienischen Literatur an einer technischen Schule wurde. Seine erste Tragödie »Mario ed i Cimbri« (1862) gelangte nicht zur Ausführung. Seine weitern Dramen: »Puschin« (1869), »Sordello« (1872), »Beethoven« (1872; deutsch von Lungwitz, 1885), »Monaldeschi« (1874) ernteten mäßigen Beifall. Großen Erfolg hatte dagegen: »Nerone« (1871; deutsch von Reißner, Leipz. 1874), ein originelles Werk, das auf der Bühne das größke Ereignis des Jahrzehnts war. Später schrieb C. noch »Messalina« (1876), »Cleopatra« (1879), die Komödie »Plauto e il suo secolo« (1876; deutsch von Lungwitz, Plauen 1881), »Cola da Rienzi«, »I Borgia« (1878), »Giuliano l'Apostata« (1876) und »Cecilia«, ein Drama, das die Geliebte Giorgiones zur Heldin hat. Sein letztes Stück war »I Napoletani del 1799«. Großartigkeit des Entwurfs und lebhaftes Kolorit sind allen diesen schon durch pikante Themata anziehenden Werken mehr oder weniger eigen, ebenso aber auch Mangel an Einheitlichkeit der Anlage und phantastische Überschwenglichkeit. »Poesie liriche« erschienen gesammelt Mailand 1876, »Poesie inedite« Rom 1886 mit Biographie, das »Teatro poetico« Turin 1887ff. Vgl. Trevisani, Pietro C. (Rom 1885); Franchetti, Pietro C. (in der »Nuova Antologia«, 1891).

3) Luigi, ital. Nationalökonom, geb. 27.Mai 1831 in Mailand, gest. 10. Mai 1896 in Pavia, aus einer adligen Familie, studierte in Pavia, Wien und Leipzig, wurde 1858 zum Professor der politischen Ökonomie an der Universität zu Pavia, später auch an dem Polytechnikum in Mailand ernannt. C. war mit Erfolg bemüht, die Resultate der modernen volkswirtschaftlichen, namentlich der deutschen Literatur selbständig[306] zu verwerten. Seine Hauptwerke sind: »Guida allo studio dell' economia politica« (3. Aufl., Mail. 1892; deutsch von Moormeister, Freiburg 1880); »Primi elementi di economia politica« in 3 Bänden, Bd. 1: »Economia sociale« (11. Aufl., Mail. 1899; deutsch von Moormeister, 3. Aufl., Freiburg 1896), Bd. 2: »Politica economica« (8. Aufl. 1888), Bd. 3: »Scienza delle finanze« (6. Aufl. 1893; deutsch von Eheberg, 3. Aufl., Leipz. 1891); »Saggi di economia politica« (Mail. 1878); »Histoire des doctrines économiques« (Par. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 306-307.
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