Coster

[310] Coster, 1) Lourens Janszoon, nach holländischer Annahme der Erfinder der Buchdruckerkunst, soll nach JuniusBatavia«, Leid. 1588) um 1440 als Küster in Haarlem gelebt und dort, anfangs zum Spielzeug für seine Enkel, mit aus Baumrinde geschnittenen, dann mit hölzernen und zuletzt mit metallenen Lettern gedruckt haben. Bei seinen ersten Büchern sollen die Blätter nur einseitig bedruckt, die unbedruckten Seiten aber zusammengeklebt gewesen sein, eins derselben sei der »Spiegbel onzer behoudenis« (die holländische Ausgabe des »Speculum salutis«). 1441 soll aber ein gewisser Johannes das Druckgerät gestohlen und mit demselben in Mainz zu drucken begonnen haben. Diese Erzählung des Junius ist in Holland eifrig verteidigt worden, besonders von Scriver (1628), Seiz (1740), Meermann (1765), Koning (1816) u. a. 1722 errichtete man in Haarlem dem C. ein Denkmal, und da Koning das Jahr 1423 als das Jahr der Erfindung angegeben hatte, feierte man 1823 ein Coster-Fest und errichtete C. 1856 in Haarlem ein Erzstandbild. Nachdem aber bereits Schaab (1830), Wetter (1836), Ruelens (1859) gegen Junius aufgetreten waren, suchte auch Linde in seinen Werken: »Die Haarlemsche Coster-Legende« (Haag 1870), »Gutenberg, Geschichte und Erdichtung« (Stuttg. 1878) und »Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst« (Berl. 1886, 3 Bde.) die Unhaltbarkeit der Behauptungen des Junius nachzuweisen. Zwar trat Hessels (1882 und 1887) nochmals für die Ansprüche Costers ein, aber seine Gründe, namentlich auch die Zurückführung einer Reihe mit Typen gedruckter Bücher auf Costers Tätigkeit, wurden von Wyß (»Zentralblatt für Bibliothekswesen«, 1888) endgültig zurückgewiesen.

2) Samuel, niederländ. Dramatiker, geb. 16. Sept. 1579 in Amsterdam, gest. nach 1662, promovierte in der Medizin 1610 und praktizierte als Arzt in Amsterdam, wo er bis 1662 Direktor des Krankenhauses war. Er war schon früh einer der Führer der Amsterdamer Rhetorikerkammer In Liefd' bloeyende und stiftete mit andern nach dem Muster der Italiener 1617 die Duytsche Academie. Besonders ist er durch seine ergötzlichen Lustspiele bekannt geworden: »Teeuwis de boer« (1612) und »Tijsken van der Schilden« (1613), bei denen sein Talent sich in der richtigen Zeichnung und dem lebhaften Kolorit der Figuren zeigt. Als Tragiker schrieb er: »Ithys« (1615), »Iphigenia« (1617), eine scharfe politische Satire, und weiter mit Hooft nach Ariost »Isabella« (1618 zu Muiden vor Moritz von Oranien ausgeführt), zuletzt »Polyxena« (1619), unter dem Einfluß von Senecas »Troades«. Ferner verfaßte er einige allegorische Spiele, unter andern »Van de rijcke man« (1615). Seine Werke sind gesammelt herausgegeben von R. A. Kollewijn (Haarlem 1883); seine Biographie schrieb Rössing (Leiden 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 310.
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