Hooft

[538] Hooft, Pieter Corneliszoon, ausgezeichneter niederländ. Dichter und Historiker, geb. 16. März 1581 in Amsterdam, gest. 21. Mai 1647 im Haag, war der Sohn des Bürgermeisters Cornelis Pieterszoon H., der sich 1587 Leicesters Tyrannei widersetzte, bereiste 1598–1601 Frankreich, Italien und Deutschland und erhielt durch die Gunst des Prinzen Moritz von Oranien 1609 das Amt eines Drosten von Muiden. Geschult zumal an den großen italienischen Dichtern bis auf Guarini, seinen Zeitgenossen, war sein Hauptbestreben auf die Verbesserung und Reinigung der Sprache und Verskunst seines Vaterlandes gerichtet. Als Geschichtschreiber war Tacitus, den er ins Niederländische (hrsg. von Brandt, 1684) übertrug, sein Vorbild. Er schrieb: »Henrik (IV.) de Grote, zijn levenen bedrijf« (Amsterd. 1626; 7. Aufl., das. 1671); »Nederlandsche historiën« (das. 1642, 2. Teil unvollendet 1656; neue Ausg. 1843–46; Auswahl von F. A. Stoett, 3. Aufl., Löw. 1891), ein äußerst lebendig und spannend geschriebenes Geschichtswerk, das die Jahre 1555–87 umfaßt (vgl. J. C. Breen, H. als schrijver der Nederlandsche Historiën, das. 1894), sowie eine Geschichte des Hauses Medici (das. 1649). Als Dichter zeichnete er sich hauptsächlich in der erotischen Gattung aus: »Afbeeldinghen van Minne«, »Minneliederen«, »Sonnetten«. Von seinen Dramen sind das poetische Schäferspiel: »Granida« (1605) und die beiden Tragödien: »Geeraerdt van Velzen« (1613) und »Baeto« (1616) die vorzüglichsten. In seinem Lustspiel »Warenar« nach Plautus' »Aulularia« (1615; hrsg. von de Vries 1843, von Verdam 1885, von van Vloten-Bergsma 1895, von P. Leendertz 1896) gab er eine treffliche Schilderung holländischer Volkssitten. Im Schloß zu Muiden bei Amsterdam, seinem Wohnsitz, wußte er einen Kreis talentvoller Männer und Frauen um sich zu sammeln, der als »Muiderkring« berühmt geworden ist, und wozu auch Huygens, Vondel, Barläus gehörten. Seine »Briefe« wurden von J. van Vloten (Leid 1855–57, 4 Bde.), seine »Gedichten« von Leendertz (Amsterd. 1871–75, 2 Tle.) und F. A. Stoett (Löw. 1900) neu herausgegeben, eine Auswahl bietet der 1. Band von Verweys »Nederlandsche Dichters« (Amsterd. 1892). Sein Leben schrieb G. Brandt (1671; neue Ausg. von Matthes, Groningen 1874). Vgl. auch Jacobus Koning, Geschiedenis van het slot te Muiden,en Hoofts leven op hetzelve (Amsterd. 1827).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 538.
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