Leicester [1]

[358] Leicester (spr. léßter), 1) Stadt (municipal borough) und Grafschaft im Innern Englands, am schiffbaren Soar und dem Leicestershire- und Northamptonshire Union-Kanal, inmitten eines berühmten Weidebezirks, ist unregelmäßig gebaut. In der Mitte der Stadt steht am Kreuzungspunkt von fünf Straßen ein stattlicher Glockenturm (seit 1868) mit den Statuen Simons v. Montfort u.a. L. hat noch Reste seiner römischen Mauer, mehrere alte Kirchen (darunter St. Mary, einst Schloßkapelle, St. Nicholas und St. Margaret) und viele altertümliche Gebäude (vom alten Schloß dient die noch erhaltene große Halle jetzt dem Gerichtshof), ein neues Rathaus, Kornbörse, Opernhaus (1877), 2 Theater, mehrere Parke, ein Museum, ein kath. Seminar, eine Lateinschule, eine Kunstschule, eine Statue des Herzogs von Rutland (gest. 1857) und (1901) 211,579 Einw. (seit der Einverleibung von Belgrave und andern Orten). An der Westseite liegt der Jewry Wall, das ehemalige Getto. L. ist Hauptsitz der Strumpfwirkerei und betreibt außerdem namentlich noch die Fabrikation von elastischen Geweben und Stiefeln (25,000 Arbeiter). Es gehörte bis 1888 zu Leicestershire. L. war vielleicht das alte Ratae (Rate) der Coritani, jedenfalls aber Sitz einer römischen Ansiedelung; Altertümer aus römischer und normannischer Zeit sind in großer Zahl aufgefunden worden. Der Name L. ist aus legionis castra oder aus Leirceastre (Leir ist der alte Name des Soar) entstanden. Das hier um 680 errichtete Bistum wurde 885 nach Dorchester verlegt. Unter dem Haus Lancaster war das von Heinrich II. zerstörte Schloß häufig königliche Residenz. Dicht bei der Stadt die Ruinen der 1143 gegründeten Abtei St. Mary Pré oder de Pratis, in der Kardinal Wolsey starb. Im W. von L. liegt Bosworth (s. d.) und 9 km nordwestlich Bradgate Park, Geburtsort von Johanna Gray, jetzt Ruine. Vgl. Curtis, Topographical history of the county of L. (Lond. 1831); Bateson, Records of the borough of L. (Bd. 1 u. 2, das. 1899–1901). – 2) Stadt in der Grafschaft Worcester des nordamerikan. Staates Massachusetts, hat durch Wasserkraft des French River getriebene Fabriken und (1900) 3416 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 358.
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