Cyclāmen

[387] Cyclāmen L. (Erdscheibe, Alpenveilchen), Gattung der Primulazeen, ausdauernde, stengellose Gewächse mit knolligem, flachkugeligem Wurzelstock, grundständigen, langgestielten, meist herz- oder nierenförmigen Blättern, einzeln stehenden, langgestielten, nickenden, ansehnlichen Blüten und fünfklappiger Kapsel, die durch spiraliges Zusammenrollen der Blütenstiele auf den Boden gelangt. Etwa zehn Arten in[387] den Gebirgen Mitteleuropas und in den Mittelmeerländern. Von C. europaeum L. (s. Tafel »Erdfrüchtler«, Fig. 6), mit herzförmig-rundlichen, gezahnten, oben mit einer weißlichen Zone gezeichneten, unten purpurrötlichen Blättern und wohlriechenden weißen, blaßrötlichen oder rosenroten Blüten, in der subalpinen Region der europäischen Gebirge nördlich bis Böhmen, war die Knolle (Radix Cyclaminis s. Arthanitae) früher als drastisches Abführmittel gegen Würmer etc. im Gebrauch. Sie wirkt giftig, kann aber nach dem Trocknen und Rösten gegessen werden und soll kastanienartig schmecken. Die Schweine sollen sie ohne Schaden fressen (daher Saubrot). Sie enthält farb- und geruchloses, amorphes, sehr scharf schmeckendes, reizend giftiges Cyclamin (Arthanitin) C20H34O10, ein Glykosid, dessen Staub heftig zum Niesen reizt und dessen wässerige Lösung wie Seifenwasser schäumt. Diese und andre Arten, wie C. coum Mill. in Vorderasien, C. repandum Sibt. im Mittelmeergebiet etc., halten bei uns im Freien aus, wenn man die Knollen etwas tief pflanzt. Das Sammeln von C. ist in den Alpen etc., um der Ausrottung vorzubeugen, z. T. verboten. C. persicum Mill., vielleicht eine Gartenvarietät von C. latifolium Sibt. et Sm. in Vorderasien und auf den Inseln des Ägäischen Meeres, mit herzförmig-nierenförmigen, gekerbten Blättern und weißen, im Schlunde roten Blüten, wird in zahlreichen, z. T. sehr großblumigen Varietäten als Zierpflanze für das Zimmer kultiviert (s. Tafel »Zimmerpflanzen II«, Fig. 2).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 387-388.
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