Detmold [2]

[685] Detmold, Johann Hermann, Mitglied der deutschen Nationalversammlung, geb. 24. Juli 1807 in Hannover, gest. daselbst 17. März 1856, studierte die Rechte und wirkte seit 1830 als Advokat in Hannover, beschäftigte sich aber nebenbei mit Kunststudien und schrieb eine »Anleitung zur Kunstkennerschaft« (Hannov. 1833, 2. Aufl. 1845), einen Lokalscherz voll frischen Humors und scharf einschneidender Satire (neuer Abdruck mit den »Randzeichnungen« in Reclams Universal-Bibliothek). Nach Aufhebung des hannöverschen Staatsgrundgesetzes 1838 beteiligte er sich an dem passiven Widerstand gegen die neue Verfassung nicht nur in der Kammer, sondern auch in Zeitungskorrespondenzen und Privatbriefen. Deshalb ward er 1843 zu einer Gefängnis- und Geldstrafe verurteilt, veröffentlichte aber die satirischen »Randzeichnungen« (Braunschw. 1843). Den revolutionären Bewegungen von 1848 entschieden abgeneigt, schloß er sich, im Mai 1843 im Osnabrückschen in die deutsche Nationalversammlung gewählt, der äußersten Rechten an, widersprach als Mitglied des Verfassungsausschusses entschieden den Grundrechten und dem Verfassungsentwurf und erbitterte die Gegner durch die von Adolf Schrödter köstlich illustrierte Satire »Taten und Meinungen des Herrn Piepmeyer« (Frankf. 1849). Gegner des preußischen Kaisertums, trat er nach Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. in das vom Reichsverweser gebildete neue Ministerium ein und blieb im Amte, bis 21. Dez. 1849 der Reichsverweser selbst die Gewalt der Bundeszentralkommission übergab. D. ging nach Hannover zurück und wurde bald zum hannöverschen Bevollmächtigten bei der provisorischen Bundeszentralkommission, dann zum Gesandten beim Bundestag ernannt, aber schon im Juli 1851 abberufen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 685.
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