Eça de Queiroz

[346] Eça de Queiroz (spr. éßa de ke-irósch), José Maria, portug. Schriftsteller, geb. 25. Nov. 1845 in Póvoa de Varzim, gest. 16. Aug. 1900 in Paris, studierte bis 1867 Rechtswissenschaft in Coimbra, praktizierte in Leiria und Evora, bereiste den Orient und war darauf Konsul in Havana, dann in Bristol, seit 1889 in Paris. Als Schriftsteller hat sich E. besonders auf dem Gebiete des Romans hervorgetan, und zwar im Geiste der naturalistischen Schule, die er in Portugal eingeführt hat. Seine Beobachtungs- und Darstellungsgabe sind gleich ausgezeichnet. Die Sittenromane: »O crime do Padre Amaro« (1874, neue Bearbeitung 1880; 3. Aufl. 1886), »O primo Basilio« (1877 u. ö.) und »Os Maias« (1889) zeichnen mit Meisterhand Laster und Schwächen der portugiesischen Gesellschaft. In Gemeinschaft mit Ramalho-Ortigão schrieb er den muntern Abenteuerroman »O mysterio da estrada de Cintra«. Der seltsame, halb realistische, halb phantastische Roman »A Reliquia« verwebt in eine moderne Orientreise voll naturalistischer Pointen eine Darstellung der Christuspassion in Form eines Traumes. »O Mandarim« (1880) ist ein »conte phantastique«; »A correspondencia de Fradique Mendes« (1891 u. 1901) ein geistvolles Geplauder über das intellektuelle Leben Jung-Portugals. Zu idealerer Lebensauffassung hat E. sich in seinen letzten und besten Schöpfungen durchgerungen: Gegenstand des Romans »A illustre casa Ramires« (1900) ist der Kontrast zwischen dem Glanz und Ruhm Altportugals und den [346] Miseren der modernen Politik und Gesellschaft. In »Cidades e Serras« (vortrefflich verdeutscht von Luise Ey als »Stadt und Gebirg«, Stuttg. 1903) kehrt ein von Kultur Übersättigter zur Natur zurück. Den Roman »O primo Basilio« hat Konrad Alberti in überaus freier Weise nach einer Übersetzung von Henriette Michaelis u. d. T.: »Eine wie Tausend« (Berl. 1889) bearbeitet. Auch spanische und französische Bearbeitungen sind vorhanden. Seine 1871 für die satirische Publikation »As Farpas« gelieferten Beiträge erschienen gesammelt als »Uma campanha alegre das Farpas« (1890). Die »Revista de Portugal« dankt ihm ihr Dasein (1889–92, 4 Bde.). Außerdem schrieb er »Geschichten« (»Contos«, 1902), von denen »Das Wunder« (deutsch im »Türmer«, Juni 1903) vom Grafen d'Arnoso für die Bühne bearbeitet worden ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 346-347.
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