Eisensulfide

[565] Eisensulfide (Eisensulfurete, vulgär Schwefeleisen), Verbindungen von Eisen mit Schwefel. Einfachschwefeleisen (Eisenmonosulfuret, Ferrosulfid) FeS findet sich als Troilit in manchem Meteoreisen und mehrfach in Mischung mit andern Schwefelmetallen; es entsteht beim Erhitzen von Eisen mit Schwefel, beim Mischen von 2 Teilen Schwefel mit 3,5 Teilen Eisenfeilspänen und etwas Wasser, beim Fällen von Eisenoxydulsalzen mit Schwefelammonium, und wenn organische Substanzen bei Gegenwart von Eisenverbindungen und Schwefelsäuresalzen (z. B. Gips) faulen. In der letzten Weise bildet sich das Schwefeleisen in den Gossen und Gruben der Städte und färbt deren Inhalt schwarz. Auch bei Benutzung des Eisenvitriols als Desinfektionsmittel und beim Gebrauch eisenhaltiger Arzneimittel beruht die schwarze Färbung der Exkremente auf Bildung von Schwefeleisen. Das auf trocknem Weg bei hoher Temperatur erhaltene Schwefeleisen ist dicht, gelb, metallisch glänzend oder porös und schwarz, luftbeständig, in Wasser unlöslich, erträgt hohe Temperatur, bildet beim Erhitzen an der Luft und in feuchter Luft Ferrosulfat, mit verdünnter Schwefelsäure Ferrosulfat und Schwefelwasserstoff und wird zur Bereitung des letztern benutzt. Feuchtes Schwefeleisen mit Sägespänen od. dgl. locker gemischt, verwandelt sich an der Luft in ein Gemenge von Eisenhydroxyd und Schwefel (Regenerierung der Leuchtgasreinigungsmasse). Auf nassem Weg erhaltenes Schwefeleisen ist viel leichter zersetzbar. Anderthalbschwefeleisen (Eisensesquisulfuret, Ferrisulfid) Fe2S3 findet sich mit Schwefelkupfer als Kupferkies, außerdem in vielen Mineralien, entsteht beim Glühen von Eisen mit überschüssigem Schwefel und bei Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Eisen bei 100°; es bildet eine gelbgraue Masse, die beim Erhitzen Schwefel und Magnetkies, mit Salzsäure Zweifachschwefeleisen, Eisenchlorür und Schwefelwasserstoff liefert. Zweifachschwefeleisen (Eisenbisulfuret) FeS2 findet sich weitverbreitet in Tonen, Stein- und Braunkohlen, als Schwefelkies (Pyrit) und Wasserkies (Markasit), entsteht bei gelindem Erhitzen von Eisen mit überschüssigem Schwefel, auch von Eisenoxyd in Schwefelwasserstoff, in messinggelben Kristallen bei mäßigem Erhitzen von Eisenoxyd mit Schwefel und Salmiak, in messinggelben Krusten beim Erhitzen von Eisen in einer Lösung von schwefliger Säure auf 200°. In der Natur bildet es sich bei Fäulnis organischer Substanzen wie das Einfachschwefeleisen, überrindet bisweilen Wurzeln, im Boden liegende Früchte etc. und tritt also als Versteinerungsmittel auf. Kompaktes Zweifachschwefeleisen ist an der Luft unveränderlich, bei sehr seiner Verteilung und als Wasserkies oxydiert es sich an der Luft unter starker Erhitzung (Selbstentzündung von Kohle). Beim Rösten gibt es schweflige Säure und Ferrosulfat oder bei höherer Temperatur Eisenoxyd, beim Erhitzen[565] unter Ausschluß der Luft Schwefel und Magnetkies; von verdünnten Säuren wird es nicht angegriffen. Es dient zur Darstellung von Schwefel, Schwefelsäure und Eisenvitriol. Magnetkies Fe7S8 findet sich als Mineral, entsteht beim Erhitzen von Zweifach- oder Anderthalbschwefeleisen unter Abschluß der Luft, bei langer Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Eisenoxyd und löst sich in Salzsäure unter Abscheidung von Schwefel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 565-566.
Lizenz:
Faksimiles:
565 | 566
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika