Eu [1]

[148] Eu (spr. ȫ), Stadt im franz. Depart. Niederseine, Arrond. Dieppe, an der Bresle, Knotenpunkt der Nord- und der Westbahn, hat eine schöne Kirche St.-Laurent aus dem 12. Jahrh., ein prachtvolles Schloß aus dem 16. und 17. Jahrh. mit Parkanlagen, einen Hafen, der durch den Kanal von Eu mit dem Seehafen von Le Tréport in Verbindung steht, ein großes Mühlenetablissement, Fabrikation von Zwieback und Möbeln, Gerberei, ein Collège, ein Handelsgericht und (1901) 5148 Einw. – Eu (lat. Augusta) soll schon zur Zeit der Römer bedeutend gewesen sein. 881 ward in der Nähe von Eu (bei Saucourt) eine Schlacht zwischen den Normannen und den Franzosen geschlagen (die Walstatt heißt noch jetzt Franleu, d. h. Francorum locus). Seit 996 war Eu der Sitz einer Grafschaft. Wilhelm, Graf von Eu, Bruder des Herzogs Richard von der Normandie, stiftete hier eine reiche Augustinerabtei. Als der König von England in die Normandie einzufallen und in der Stadt Eu sein Winterquartier aufzuschlagen drohte, ließ Ludwig XI. 18. Juli 1475 die Stadt niederbrennen. Nur die Kirchen und wenige Privatgebäude entgingen der Zerstörung. Die Grafschaft gelangte, nachdem sie öfters die Besitzer gewechselt, an das Haus Orléans. Ludwig Philipp verlieh als König dem ältesten Sohn des Herzogs von Nemours, dem Prinzen Ludwig (s. unten), den Titel eines »Grafen von Eu«. Vgl. Estancelin, Histoire des comtes d'Eu (Par. 1828); Vatout, Le château d'Eu (1839); Leboeuf, Eu et le Tréport (1842); Thérin, Tréport, Eu et ses environs (Amiens 1874).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 148.
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