Nemours [1]

[508] Nemours (spr. nömūr), 1) Stadt im franz. Depart. Seine-et-Marne, Arrond. Fontainebleau, am Loing, am Loingkanal und an der Lyoner Bahn, hat ein mit Türmen versehenes Schloß (aus dem 12. und 15. Jahrh.), ein Stadthaus mit Bibliothek, ein Denkmal des hier gebornen Mathematikers Bezout (gest. 1783), Hutfabrikation, Sandgewinnung (für die Glasfabrikation) und (1901) 4845 Einw. Geschichtlich denkwürdig[508] ist N. durch die hier 7. Juli 1585 zwischen König Heinrich III. und der Liga geschlossene Übereinkunft gegen die Hugenotten, das Edikt von N. genannt. 1404 ward die Stadt N. nebst Gebiet zugunsten der Grafen von Evreux zum Herzogtum und zur Pairie erhoben. Nachdem die Besitzungen 1425 wieder an die Krone gekommen waren, stellte König Ludwig XI. die Herzogswürde von N. zugunsten Jacques d'Armagnacs, Grafen von La Marche, wieder her (1461). 1503 fiel N. abermals der Krone zu, worauf Ludwig XII. das Herzogtum 1507 seinem Vetter Gaston von Foix und nach dessen Ableben (1512) Julian von Medici, dem Gemahl seiner Tante Philiberte von Savoyen, gab. 1528 schon wieder erledigt, ward es von Franz I. an Philipp von Savoyen, den Bruder seiner Mutter, verliehen. Die weiblichen Nachkommen des in männlicher Linie 1659 ausgestorbenen Hauses Savoyen-N. verkauften es 1666 an Ludwig XIV., der es der Familie Orléans verlieh, die es bis 1789 behielt. König Ludwig Philipp gab seinem zweiten Sohne, Louis Charles Philippe Raphaël (s. unten) den Titel eines Herzogs von N. – 2) (Dschema Rhasuat) Hafenstadt in der alger. Provinz Oran, nahe Marokko, am Fuß eines von alter Korsarenburg gekrönten Felsens, mit mittelmäßigem Hafen und (1901) 2342 Einw. (800 Franzosen und 1134 Eingeborne), die Halfa, Gerste, Schlachtvieh ausführen. Die Umgegend ist reich an Eisen- und Manganerzen. In der Nähe ergab sich 1847 Abd el Kader.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 508-509.
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