Flechsig

[668] Flechsig, Paul, Mediziner, geb. 29. Juni 1847 in Zwickau, studierte seit 1865 Medizin in Leipzig, wurde 1872 Assistent am pathologischen Institut und der medizinischen Poliklinik, 1873 am physiologischen Institut der Universität Leipzig, 1877 außerordentlicher Professor der Medizin, 1878 der Psychiatrie, 1882 Direktor der psychiatrischen und Nervenklinik und 1884 ordentlicher Professor der Psychiatrie. Die Jahre 1878 und 1879 verlebte F. in Berlin, Wien und Paris zum Studium des Irrenwesens und des psychiatrischen Unterrichts. Seine Hauptwerke betreffen den Bau des menschlichen Gehirns und Rückenmarks. Er wendete zur Erforschung desselben die von ihm ausgebildete entwickelungsgeschichtliche Methode an, welche die Zusammensetzung besonders des Gehirns aus zahlreichen Unterorganen deutlicher als irgend eine andre Methode erkennen läßt. So gelangte F. unter anderm zu dem Nachweis, daß die Großhirnoberfläche sich in eine Anzahl Felder gliedert, die er als Sinnes- und Assoziationszentren bezeichnet hat. In den letztern erblickt F. die eigentlichen Denkorgane, die das menschliche Gehirn in charakteristischer Weise vom tierischen unterscheiden. Er schrieb: »Die Leitungsbahnen im Gehirn und Rückenmark des Menschen auf Grund entwickelungsgeschichtlicher Untersuchungen dargestellt« (Leipz. 1876); »Über Systemerkrankungen im Rückenmark« (das. 1878); »Gehirn und Seele«, Rede (das. 1896); »Die Lokalisation der geistigen Vorgänge, insbesondere der Sinnesempfindungen des Menschen« (das. 1896); »Die Grenzen geistiger Gesundheit und Krankheit« (das. 1896). Von seinen zahlreichen Aufsätzen, besonders im »Neurologischen Zentralblatt«, ist am wichtigsten: »Neue Untersuchungen über die Markbildung in den menschlichen Großhirnlappen« (1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 668.
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