Fleischmehl

[685] Fleischmehl, Präparat, das frisches Fleisch ersetzen soll und alle nährenden Bestandteile desselben enthält. Zur Darstellung bestreut man zerschnittenes frisches fettfreies Fleisch mit 2,5–3 Proz. Kochsalz und trocknet es im Wasserbad. Nach dem Pulvern bildet es ein hellgelbes, bouillonartig riechendes Pulver von großer Haltbarkeit, das, in offenen Gefäßen aufbewahrt, nur etwa 10 Proz. Wasser enthält. Ein derartiges Präparat kam als Carne pura in den Handel. Vorteilhaft preßt man es rein oder mit Vegetabilien gemengt in Tafelform. F. kommt als Nährpräparat in Betracht, wenn bei hochgradigen Schwächezuständen reichlich Eiweiß zugeführt werden soll. In Mosqueras F. ist ein Teil des Fleischeiweißes durch Ananassaft in Albumose übergeführt. – F. nennt man auch ein Präparat aus Kadavern oder Fleischabfällen, das zur Viehfütterung und als Dünger benutzt wird. Zur Herstellung werden die Kadaver gehäutet, ausgedärmt, zerstückelt und fünf Stunden einem Dampfdruck von 130° ausgesetzt, dann wird das Fett abgelassen und der Kessel um seine mit starken Stahlmessern dicht besetzte Achse gedreht. Nach fünf Stunden ist die Masse in ein seines Pulver verwandelt, das nur noch gesiebt zu werden braucht. Für Schweine ist F., in mäßigen Gaben gereicht, ein sehr wertvolles Futtermittel und wird in großen Mengen zur Mästung benutzt, auch für Wiederkäuer wird es angewendet; wenn man dem Milchvieh aber mehr als 1 kg an einem Tage gibt, so nehmen Milch und Butter leicht einen Beigeschmack an. Für Hühner dürfte sich F. neben Körnerfutter empfehlen. F. aus den Abfällen der Fleischextraktfabrikation enthält 70 bis 75 Proz. stickstoffhaltige Körper, 9–14 Proz. Fett, 2–5 Proz. Mineralstoffe (0,72 Proz. Phosphorsäure) und 9–12 Proz. Feuchtigkeit. Fleischknochenmehl wird aus Schlachtabfällen nebst Knochen hergestellt und als Dungmittel benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 685.
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