Franzbranntwein

[906] Franzbranntwein (Weinbranntwein, Weinsprit, Esprit de vin), in Frankreich, Spanien, Portugal etc. durch Destillation aus Wein gewonnener Spiritus. Die Destillation wird in einfachen, mit Dampf geheizten Blasen ausgeführt, wobei zuerst Lutter übergeht, oder man bedient sich komplizierterer Apparate von Derosne, Laugier u. a. Destilliert man den Wein aus der Blase, solange das Destillat noch entzündlich ist, so bildet das ganze Destillat den gewöhnlichen Weinbranntwein. Für feinere Ware läßt man das letzte Fünftel oder Sechstel des Destillats unbenutzt. Schwere Weine geben keinen guten F., und weiße Weine geben durchgängig feinern, mehr aromatischen F. als rote. Die Ausbeute beträgt 10 bis 15 Lit. Spiritus zu 93 Proz. Tr. von je 100 L. Wein. Der F. des Handels zeigt 52–86°. Er ist farblos, wird aber beim Lagern auf eichenen Fässern gelblich, er besitzt ausgezeichnete Reinheit und gewürzhafte Milde. Sein eigentümlicher Geschmack rührt von den flüchtigen Bestandteilen des Weines her, resp. deren Umsetzungsprodukten, die sich bei der Destillation bilden. Durch Destillation von Weintrestern oder Trebern und Hefenrückständen gewinnt man Branntwein mit starkem Fuselgehalt. Der beste F. ist der Kognak (s.d.). Den Armagnak liefern die Weine des Departements Gers. Die Languedocsprite werden in den Gegenden von Nîmes, Montpellier, Cette, Perpignan, Carcassonne und Toulouse in einer Stärke von 86° gebrannt, stehen aber den Kognaks und Armagnaks weit nach. Sie werden mit Wasser bis zu 40° verdünnt, behalten dabei aber den Weingeschmack und werden deshalb gewöhnlichen Branntweinen vorgezogen. Eine Sorte von 22° Cartier nennt man Marchande. Spanien und Neapel produzieren geringere Sorten F., in Deutschland wird aus Rieslingwein ein F. destilliert, der besonders nach einigen Jahren ein Aroma entwickelt, wie es französischer F. nie erreicht. – Bei weitem der meiste F. des Handels wird aus entfuseltem Spiritus bereitet, den man mit Essigäther, Salpeterätherweingeist, Drusenöl, Pelargonsäureäthyläther, Kokosäther, mit einer Tinktur aus gebackenen und mit den Kernen zerstampften Pflaumen etc. aromatisiert und mit Eichenrindentinktur oder Zuckercouleur färbt. F. dient als Getränk, geringere Sorten auch zu Einreibungen. Vgl. Sell, Kognak, Rum und Arak (Berl. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 906.
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