Gäa

[245] Gäa (Gaia, Ge), bei den Griechen die Göttin der Erde, entstand nach Hesiod aus dem Chaos und gebar aus sich selbst den Uranos, die Gebirge und den Pontos. Mit Uranos erzeugte sie die Titanen, Kyklopen und Hekatoncheiren und aus dem Blute des entmannten Uranos (s.d.) die Erinyen, die Giganten und die melischen Nymphen; mit Pontos den Nereus, Thaumas und Phorkys, die Keto und Eurybia. Auch noch andre furchtbare Wesen entstammten ihr, wie die Riesen Antäos, Typhon, Tityos, der Drache Python und die sogen. Autochthonen, wie Kekrops, Erechtheus. Bei Homer wird sie bei Eiden neben Zeus, Helios, Himmel und Unterwelt genannt und erhält als Opfer ein schwarzes weibliches Lamm. Im Kult wird sie als Altmutter, als Erzeugerin alles Lebens und Wachsens, auch als Ehegöttin und als Pflegerin und Nährerin der Kinder (Kurotrophos) verehrt, aber auch als Todesgöttin, die alle ihre Geschöpfe wieder in ihren Schoß zurücknimmt. Als Urprophetin war sie in Delphi erste Besitzerin des Orakels, weil die ihr entsteigenden Dünste zur Weissagung begeisterten. Die Römer setzten sie ihrer Tellus (s.d.) gleich. Die griechische Kunst stellte sie meist dar in matronalen Formen, voll bekleidet, mit wallendem Haar, bis zur Mitte des Leibes aus der Erde hervorragend, wie in dem Altarfries von Pergamon (in Berlin, vgl. Tafel »Bildhauerkunst IV«, Fig. 9). Die spätere Kunst bildete sie auf der Erde gelagert, mit Füllhorn, von Eroten umspielt. Vgl. Stark, De Tellure dea (Jena 1848).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 245.
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