Göhre

[81] Göhre, Paul, deutscher Sozialdemokrat, geb. 16. April 1864 in Wurzen, studierte 1885–88 in Leipzig Theologie, 1890–91 in Berlin Philosophie u. Volkswirtschaft, arbeitete dann 1890 drei Monate in einer Chemnitzer Fabrik, um das Arbeiterleben aus eigner Anschauung kennen zu lernen, und wirkte 1891–94 als Generalsekretär des evangelisch-sozialen Kongresses in Berlin. darauf als Pfarrer in Frankfurt a. O. Nach Niederlegung seines Pfarramtes (1897) war G bis 1899 zweiter Vorsitzender der nationalsozialen Partei, trat 1899 zur Sozialdemokratie über und lebt seitdem als Schriftsteller in Zehlendorf bet Berlin. 1903 für den 15. sächsischen Wahlkreis in den Reichstag gewählt, legte er wegen der auf dem Dresdener Partitage gegen ihn gerichteten Angriffe das Mandat nieder. G. schrieb: »Drei Monate Fabrikarbeiter und Handwerksbursche« (Leipz. 1891); »Die evangelisch-soziale Bewegung, ihre Geschichte und ihre Ziele« (das. 1896); »Wie ein Pfarrer Sozialdemokrat wurde« (Rede, Berl. 1900); »Vom Sozialismus zum Liberalismus« (das. 1902); »Die Kirche um 19. Jahrhundert« (das. 1902) u.a. und gab »Denkwürdigkeiten und Erinnerungen eines Arbeiters (Karl Fischer)« (Leipz. 1903, neue Folge 1904) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 81.
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