Goujon

[186] Goujon (spr gūschóng), Jean, franz. Bildhauer des 16. Jahrh., der »französische Phidias« genannt, geb. vor 1510, war von 1555–62 als Architekt und an dekorativen Arbeiten am Louvre tätig, wo er unter andern einen Fries ausführte. Er war Hugenotte, wurde aber nicht 1572 ermordet, sondern starb schon früher, vermutlich zwischen 1564–68 in Bologna, wo er sich zuletzt aufgehalten hatte. Nach seinen Werken zu urteilen, scheint er sich in Italien an der römischen Antike gebildet zu haben. Daneben wirkten Cellini und Primaticcio auf ihn ein, von denen er sich die für seine Figuren charakteristischen überschlanken Verhältnisse aneignete. Das erste seiner bekannten Werke sind die Reliefs vom Lettner von St.-Germain-l'Auxerrois (1541–44, jetzt im Louvre), die Grablegung Christi und die vier Evangelisten, ausgezeichnet durch die seine Behandlung des Flachreliefs. Es folgten um 1550 die Reliefs an der Fontaine des Innocents zu Paris (s. Tafel »Brunnen«, Fig. 6), von denen sich drei, Flußnymphen darstellend, im Louvre befinden, und vier Karyatiden im Schweizersaal des Louvre. Heinrich II. beschäftigte ihn bei dem Bau des Schlosses von Anet, wo er unter anderm für einen Brunnen die ruhende Marmorfigur der Diana mit einem Hirsch und Hunden, sein Hauptwerk (jetzt im Louvre, s. Tafel »Bildhauerkunst XI«, Fig. 2), ausführte. Man schreibt ihm auch das Grabmal des Herzogs von Brézé, des Gemahls der Diana von Poitiers, in der Kathedrale zu Rouen, zu, wo G. allerdings 1541–42 arbeitete. G. war ein Meister im Reliefstil, in seinen Kompositionen anmutig und schwungvoll und in seiner Charakteristik weniger affektiert als seine Zeitgenossen. Seine Hauptwerke wurden[186] von Reveil 1844 durch den Stich veröffentlicht. Vgl. Lister, Jean G., bis life and work (Lond. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 186-187.
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