Gribojédow

[287] Gribojédow, Alexander Sergejewitsch, bedeutender russ. Dichter und Staatsmann, geb. 15. (4.) Jan. 1793 in Moskau, gest. 11. Febr. (30. Jan.) 1829 in Teheran, erhielt eine sehr gute Erziehung und schloß sich auf der Universität seiner Vaterstadt innig an den aus Göttingen dahin berufenen Professor der Geschichte und Ästhetik, Johann Buhle, einen begeisterten Verehrer der dramatischen Poesie, an. Nachdem er 1812–16 in der Armee gedient hatte, trat er 1817 ins Ministerium des Auswärtigen über, von wo er im folgenden Jahre als Sekretär der russischen Gesandtschaft nach Persien geschickt wurde. Anfang 1822 wurde er auf seine Bitte als Sekretär für auswärtige Korrespondenz bei Jermolow, dem damaligen Oberkommandierenden in Grusien und im Kaukasus, angestellt. Gribojédows Verdienste im russisch-persischen Kriege (er leitete die Friedensverhandlungen) bewogen Kaiser Nikolaus, ihn 1328 als bevollmächtigten Minister nach Persien zu senden. Sein energisches Auftreten in Teheran zog ihm aber daselbst so viele Feinde zu, daß die Erbitterung gegen ihn eines Tags in offene Tätlichkeit ausartete. Ein von der persischen Geistlichkeit angestachelter großer Volkshaufe stürzte sich auf das Gesandtschaftshotel, und G. selbst, der sich mit dem Säbel in der Hand mutig zur Wehr setzte, wurde mit 36 zu der Gesandtschaft gehörenden Personen ermordet. Gribojédows Hauptwerk ist das in Versen abgefaßte Schauspiel »Gore ot uma« (geschrieben 1821–24; die Aufführung wurde erst 1831, nach Gribojédows Tode, der Druck erst 1833 gestattet; deutsch unter andern von Bertram [G. J. Schultz]: »Verstand schafft Leiden«, Leipz. 1853), ein mit bitterm Humor in großen Zügen gezeichnetes Gemälde gesellschaftlicher Zustände in Rußland zu Anfang des 19. Jahrh. Bemerkenswert ist auch das Shakespeareschen Geist atmende Fragment eines Dramas: »Eine grusinische Nacht« und seine Übertragung des »Vorspiels auf dem Theater« aus Goethes »Faust«. Die erste vollständige russische Ausgabe von Gribojédows Werken erschien Berlin 1860, die letzte Petersburg 1892 (in 1 Bd.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 287.
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