Großflosser

[422] Großflosser (Polyacanthus C. V., Macropodus Lac.), Fischgattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Labyrinthfische (Labyrinthidae). Der Makropode (Flaggenfisch, P. viridi auratus Lac., s. Tafel »Aquarium II«, Fig. 7), 8–9 cm lang, gestreckt, seitlich zusammengedrückt, mit sehr großer Rücken-, After- und Schwanzflosse, oberseits bräunlich, unterseits graugrün mit abwechselnd gelbgrünen oder bläulichen und rötlichen Querbinden und gelb gerandetem grünen Kiemendeckel, lebt in sumpfigen Seen Chinas und wird in China als Zierfisch, wie der Goldfisch, gehalten, ist viel dauerhafter als dieser, da er mit minder sauerstoffreichem Wasser vorlieb nimmt und selbst einige Zeit im Trocknen aushält. Die ersten derartigen Fische kamen 1869 nach Frankreich und 1876 nach Deutschland und pflanzten sich so leicht fort, daß sie bald allgemeinere Verbreitung fanden. Gegenwärtig werden sie den Goldfischen vielfach vorgezogen. Sie fressen kleine Krebstiere, Wasserflöhe, Muschelkrebse, aber auch Regenwürmer, ergötzen durch ihre Liebesspiele, bei denen sich die Sättigung und Schönheit ihrer Farben erhöht, und durch die eigentümliche Brutpflege. Das Männchen schnappt Luft und stößt diese in kleinen, von einem Speichelhäutchen umgebenen Bläschen unter Wasser wieder aus, so daß sich eine ziemlich fest zusammenhängende Schicht solcher Bläschen bildet, die oft durch neue ergänzt werden. Unter diesem Schaumnest laicht das Weibchen, und die Eier sammeln sich unmittelbar unter den Bläschen, wo sie nun von dem Männchen sorgfältig bewacht werden. Nach etwa 60 Stunden schlüpfen die Jungen aus, die nach 5–6[422] Tagen den Alten ähnlich werden und nach 8 Monaten erwachsen sind. Das Männchen behütet auch die Jungen und trägt entschlüpfende im Maul ins Nest zurück, nimmt aber auch keinen Anstand, die weiter ausgebildeten Fischchen zu fressen. Gegen andre Fische sind die G. oft höchst grausam. Man füttert sie mit sein geschabtem, rohem, magerem Rindfleisch, Ameiseneiern, Weißwurm, kleinen Mehlwürmern, zerschnittenen Negenwürmern etc. Schöner als der Makropode ist der Paradiesfisch (P. opercularis Ricb.), der 1893 aus China nach Deutschland eingeführt wurde und in Lebensweise und Eigenschaften fast durchweg dem Makropoden gleicht. Vgl. v. Stubenrauch, Die Makropoden und ihre Bedeutung als Zierfische (München 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 422-423.
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