Hŏren

[549] Hŏren, in der griech. Mythologie die Göttinnen der Ordnung in der Natur, welche die Jahreszeiten in ihrer natürlichen Folge wechseln und alles zu seiner Zeit entstehen, blühen und reisen lassen. Bei Homer warten sie als Zeus' und Heras Dienerinnen der Pforten des Olymps, der Wolken. Hesiod nennt sie Töchter der Themis von Zeus, Eunomia (Gesetzmäßigkeit), Dike (Recht) und Eirene (Friede), Namen, welche die Ordnerinnen der drei gewöhnlich angenommenen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Winter wie ihre Mutter zugleich als Hüterinnen der sittlichen Ordnung im Menschenleben erkennen lassen, was sich besonders bei Dike zeigt.

Die Horen, dem Peleus Hochzeitsgeschenke bringend (Rom, Villa Albani).
Die Horen, dem Peleus Hochzeitsgeschenke bringend (Rom, Villa Albani).

In Attika verehrte man zwei H.: Thallo (Blütengöttin des Frühlings) und Karpo (Fruchtgöttin des Sommers), denen das Fest der Horaia galt. Später nahm man auch vier an (vgl. Abbildung). Dargestellt werden sie als liebliche Mädchen, mit Blumen und Früchten geschmückt, oft wie die Chariten andern Göttern zugesellt, wie Aphrodite, Apollon, Helios. Als besondere Hore des Frühlings erscheint Chloris (s. d.). Über die römische Hora Quirini s. Hersilia. Vgl. Le h rs, Populäre Aufsätze aus dem Altertum (2. Aufl., Leipz. 1875); P. Herrmann, De Horarum apud veteres figuris (Berl. 1887). – H. war auch Titel einer von Schiller 1795 bis 1797 herausgegebenen Zeitschrift. – Über H. im katholischen Gottesdienst s. Horae canonicae

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 549.
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