Horvat

[569] Horvat (spr. hórwāt), Balthasar, ungar. Justizminister, geb. 1. Jan. 1822 in Steinamanger, gest. 28. Okt. 1898 in Budapest, studierte Rechtswissenschaft, wurde 1843 Advokat und 1845 Obernotar in Steinamanger. 1848 in den Pester Landtag gewählt, begleitete er diesen nach Debreczin und Szegedin und kam nach Beendigung der Revolution vor das Kriegsgericht, wurde jedoch 1850 amnestiert. Von nun an lebte er wieder in Steinamanger als Advokat. 1856 wurde er Herrschaftsfiskal der im Eisenburger Komitat befindlichen Güter des Fürsten Batthyányi, 1863 Mitdirektor des ersten ungarischen Bodenkreditinstituts und 1867 als eins der hervorragendsten Mitglieder der Deak-Partei zum Justizminister ernannt, in welcher Stellung er, von andern notwendigen und zeitgemäßen Reformen abgesehen, die Justiz von der politischen Verwaltung trennte, die Leibesstrafen abschaffte und die neuen Urbarialgesetze im liberalen Geist durchführte. Im Kabinett Andrassy der einzige Bürgerliche, vertrat er die Demokratie und nahm, gleich Deák, keinerlei Auszeichnung an. Am 16. Mai 1871 gab er seine Demission, weil das Munizipalgesetz nicht so ausgeführt wurde, wie er es wünschte, und weil er seinen Justizorganisationsentwurf bezüglich der Gerichte erster Instanz wegen der Uneinigkeit im ungarischen Ministerium nicht durchbringen konnte. Bald darauf wurde er Präsident der Ungarischen Allgemeinen Bodenkreditaktiengesellschaft. H. war vielseitig schriftstellerisch tätig und wurde 1861 zum korrespondierenden Mitglied, 1868 zum Ehrenmitglied der ungarischen Akademie gewählt und erblindete im hohen Alter. Seine Aufzeichnungen sind noch nicht herausgegeben. In seiner Vaterstadt wurde ihm ein Denkmal (von Tóth) gesetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 569.
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