Immanént

[768] Immanént (lat., »innewohnend, anhaftend«), in einem Ding oder Begriff bleibend. So unterscheidet man in der Metaphysik immanente Ursachen als solche, die, wie bei der Selbstbestimmung, in dem sich verändernden Ding selbst liegen, von transienten, d. h. von außen an dasselbe herankommenden und ihm darum mehr zufälligen. So nannte Spinoza, gemäß seiner pantheistischen Weltanschauung, Gott die immanente Ursache der Welt, um dadurch auszudrücken, daß er seinem Sein nach von der Welt nicht unterschieden sei, eine Bezeichnung, die auch in die Sprache der neuern pantheistischen Systeme[768] übergegangen ist. In gleichem Sinne spricht man von einer immanenten Methode, welche die Eigenschaften und Beziehungen eines Gegenstandes aus seinem Begriffe zu entwickeln sucht, einer immanenten Kritik, die einen Gedanken von dessen eignen Voraussetzungen aus beurteilt, etc. In der Erkenntnislehre heißt i. das Vorgestellte als Inhalt des Bewußtseins im Gegensatz zum Transzendenten, dem außerhalb unsers vorstellenden Bewußtseins Vorhandenen, dem »Ding an sich« (s. d.) Mit Rücksicht hierauf unterschied Kant den immanenten Vernunftgebrauch als denjenigen, der über die Grenzen der (subjektiven) Erscheinungswelt nicht hinausgeht, von dem transzendenten, d. h. dem die Grenzen des Gegebenen überschreitenden, zu den Dingen an sich, bez. in das Reich der Ideen emporsteigenden, der nach seiner Ansicht nur scheinbare, keine wahre Erkenntnis zu begründen vermag.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 768-769.
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