Jacopōne da Todi

[129] Jacopōne da Todi (Jacobus de Benedictis), ital. Dichter, geb. um 1230 zu Todi (daher Tudertinus), gest. 25. Dez. 1306 in Collazzone, stammte aus dem edlen Geschlechte der Benedetti und lebte als reicher und angesehener Advokat in seiner Vaterstadt, bis ihn der plötzliche Tod seiner Gattin (gegen 1268) bewog, Franziskaner zu werden. Wegen seiner Opposition gegen Bonifatius VIII. wurde er von diesem 1298 zu Palestrina in den Kerker geworfen, in dem er bis zum Tode des Papstes (1303) schmachtete. Später lebte er in seiner Vaterstadt. Seine vielfach rohen, aber immer gefühlswarmen, häufig eindringlichen und schwungreichen Lieder (darunter beißende Satiren auf Bonifatius VIII.) lebten im Munde des Volkes. I. dichtete auch lateinisch, und ihm wird (freilich nicht unbestritten) die berühmte Osterhymne »Stabat mater« zugeschrieben (beste Ausgabe der Lieder Rom 1558). Zu den sonstigen Ausgaben vgl. Zambrini, Le opere volgari a stampa, etc. (Bologna 1884). Übersetzungen von Julius (Münster 1853) und Schlüter u. Storck (das. 1864). Vgl. Ozanam, Les poètes franciscains en Italie (Par. 1852) und vor allem d'Ancona in den »Studj sulla letteratura italiana de' primi secoli« (Ancona 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 129.
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