Jeřábek

[229] Jeřábek (spr. jérschābek), Frantisek (Franz), hervorragender tschech. Dichter, geb. 25. Jan. 1836 in Sobotka, gest. Ende März 1893 in Prag, studierte 1854–56 Theologie im Seminar von Leitmeritz, dann in Prag klassische Philologie, wurde Professor an der höhern Töchterschule daselbst, war gleichzeitig Mitredakteur des »Pokrok« und nahm mehrere Jahre auch als Landtags- und Reichsratsabgeordneter am öffentlichen Leben Anteil. J. begann seine dichterische Laufbahn mit lyrischen Gedichten, wandte sich indessen bald dem Drama zu. Sein erstes Drama: »Hána«, wurde in Prag 1858 ausgeführt, sein zweites: »Svatopluk«, 1859. Darauf folgte 1860. »Veselohra« (»Ein Lustspiel«, gedr. 1864). Einen bedeutenden Fortschritt deutet das Lustspiel »Cesty veřejného mínění« (»Die Wege der öffentlichen Meinung«, 1866) an. In dem sozialen Drama »Služebník svého pána« (»Der Diener seines Herrn«, 1870) schildert J. in packender Weise den Konflikt zwischen dem armen und daher wehrlosen Genie und dem ausbeutungssüchtigen Großkapital, in dem historischen Trauerspiel »Syn ělověka« (»Der Menschensohn«, 1878) den Konflikt zwischen der bis zur Selbstaufopferung gesteigerten Vaterlandsliebe und kosmopolitischem Verrat und in dem Trauerspiel »Závist'« (»Neid«, 1885), aus den Zeiten Georgs von Podiebrad, die verheerenden Folgen des Neides. Auch veröffentlichte er eine gediegene »Geschichte der altromantischen Poesie« (1884). Eine Sammlung seiner »Dramatischen Schriften« erschien als Band 74 der »Narodní biblioteka« (Prag 1883, neue Ausg. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 229.
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