Kügelgen

[771] Kügelgen, 1) Gerhard von, Maler, geb. 6. Febr. (25. Jan.) 1772 in Bacharach, gest. 27. März 1820 bei Dresden, ward nebst seinem Zwillingsbruder Karl v. K. (s. unten 2) in dem Jesuitenkollegium zu Bonn erzogen. Seit 1789 widmeten sich die Brüder der Kunst und gingen 1791 auf Kosten des Kurfürsten von Köln nach Rom. Als infolge der französischen Invasion die Unterstützung aufhörte, begab sich Gerhard nach München, um sich durch Porträtieren seinen Unterhalt zu verschaffen, während Karl in Rom zurückblieb. Gerhard ging im September 1795 nach Riga, wohin ihm später auch sein Bruder folgte, und 1799 begaben sich beide nach Petersburg, wo Gerhard zahlreiche Aufträge erhielt und Karl kaiserlicher Hofmaler wurde. 1805 folgte Gerhard einem Ruf als Professor der Kunstakademie nach Dresden. Er starb durch Mörderhand auf dem Heimwege von seinem Weinberg in Loschwitz nach seiner Wohnung. K. malte zumeist religiöse (den verlornen Sohn in der Dresdener Galerie) und mythologische Bilder (Andromeda, Ariadne in der Berliner Nationalgalerie) im Eklektizismus seiner Zeit. Er hat auch Bildnisse, so die von Goethe, Herder, Wieland u. a., gemalt. Vgl. Hasse, Das Leben G. v. Kügelgens (Leipz. 1824); die Biographie seiner Gemahlin: »Marie Helene von K., geborne Zöge von Manteuffel. Ein Lebensbild in Briefen« (das. 1900); Konst. v. Kügelgen, Gerhard von K. als Porträt- und Historienmaler (das. 1901). – Sein Sohn Wilhelm von K., geb. 20. Nov. 1802 in Petersburg, gest. 25. Mai 1867 in Bernburg, bildete sich in Dresden und Rom ebenfalls zum Maler, lebte 1827–30 in Rußland, später in Dresden und wurde 1834 herzoglicher Hofmaler in Bernburg. Ein großes Altarbild von ihm (Kreuzigung Christi) besitzt die St. Olaikirche in Reval. Am bekanntesten ward er durch die erst nach seinem Tod erschienene anziehende Selbstbiographie: »Jugenderinnerungen eines alten Mannes« (Berl. 1870; 23. Aufl., Stuttg. 1904; daneben häufig nachgedruckt). Zu seinem 100. Geburtstag erschienen seine »Drei Vorlesungen über Kunst« (Leipz. 1902).

2) Karl von, Maler, Zwillingsbruder von K. 1), gest. 9. Jan. 1832 in Reval, genoß mit diesem denselben ersten Kunstunterricht und wandte sich in Rom der Landschaftsmalerei zu. Als russischer Hofmaler trat er 1804 eine Reise in die Krim an, wo er 150 Gegenden aufnahm. Da der Kaiser Alexander I. wünschte, diese Bilder in Öl ausgeführt zu sehen, bereiste K. 1806 abermals ganz Taurien und brachte 240 Zeichnungen zurück; doch wurden von ihnen nur[771] 30 in Öl ausgeführt. Eine Sammlung von 55 später ebenfalls in Öl ausgeführten Bildern war das Resultat einer Reise durch Finnland (1818). 1827 ließ sich K. in Reval nieder. Er gab auch eine »Malerische Reise in die Krim« (Petersb. 1823) heraus.

3) Paul von, Journalist, Verwandter der vorigen, geb. 1843 zu Wesenberg in Livland, gest. 18. Okt. 1904 in St. Petersburg, widmete sich der journalistischen Laufbahn und wurde 1874 Chefredakteur der deutschen St. Petersburger Zeitung, die er bis zu seinem Tode leitete. In dieser Stellung hat er sich große Verdienste um die Erhaltung und Förderung des Deutschtums und der deutschen Kultur in Rußland erworben, wobei er mit seinem Takte die Pflichten des russischen Untertans mit seiner Aufgabe zu vereinigen wußte, ohne bei der russischen Regierung Anstoß zu erregen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 771-772.
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