Kapustin

[606] Kapustin, Michael Nikolajewitsch, russischer Rechtsgelehrter, geb. 1827, gest. 23. Nov. 1899, studierte die Rechte, war Direktor des juristischen Demidow-Lyzeums in Jaroslaw, als er 1883 zum Kurator des Dorpater Lehrbezirks vom Zaren Alexander III. ernannt wurde. Mit großem Organisationstalent ausgerüstet, verlegte er den Sitz des Kuratoriums von Dorpat nach Riga, um von der Berührung mit den deutschen Professoren frei zu sein, und bewirkte es, unterstützt von dem fanatischen Russifikator Senator Manassein, daß die deutsche Unterrichtssprache in der Universität Dorpat und in den Schulen durch die russische verdrängt wurde. Nach Vollendung seiner Aufgabe wurde er 1890 Kurator des Petersburger Lehrbezirks, hielt dem jetzigen Zaren Nikolaus II. und dem Thronfolger Großfürsten Georg Vorlesungen über das Völkerrecht und war Schiedsrichter im französisch-holländischen Guayanastreit und dem englisch-amerikanischen Streit über den Robbenfang im Beringmeer, nahm aber 1898 aus Anlaß der Studentenunruhen seine Entlassung. Er schrieb: »Die diplomatischen Beziehungen Rußlands zu Westeuropa im 17. Jahrhundert«, »Von der Bedeutung der Nationalität im Völkerrecht«, »Das altrussische Bürgschaftsgesetz«, »Ein Blick auf den Stand der politischen Wissenschaft in Europa«, »Abriß der Rechtsgeschichte in Westeuropa«, »Ethnographie und Recht« u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 606.
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