Kaukasische Sprachen

[779] Kaukasische Sprachen. Die zahlreichen Sprachen des Kaukasus weichen größtenteils so entschieden nicht nur voneinander, sondern auch von allen sonstigen Sprachen ab, daß man in ihnen wahrscheinlich die letzten noch übrigen Trümmer untergegangener Sprachstämme zu erblicken hat, die, wie das Baskische der Pyrenäen, aus den nördlichen und südlichen Tiefländern in das Gebirge versprengt worden sind. Sieht man von den zum Teil erst in der neuesten Zeit eingedrungenen indogermanischen Sprachen: Russisch, Deutsch, Ossetisch, Armenisch, und von den nur in der Ebene im Norden gesprochenen tatarischen Sprachen: Nogaisch, Kumükisch, ab, so sind folgende Sprachen bis jetzt näher bekannt: a) im Norden 1) die östliche oder lesghische Gruppe in Daghestan, darunter namentlich Awarisch, Kürinisch, Kasikumükisch, Udisch; 2) westlich und nordwestlich hiervon die mittlere Gruppe, die Sprachen der Khisten oder Mizdscheghen, darunter namentlich Tschetschenzisch und Thusch, umfassend; 3) die westliche oder tscherkessische Gruppe, darunter namentlich Abchasisch und Tscherkessisch; b) im Süden das Georgische (s. Georgische Sprache), die wichtigste der kaukasischen Sprachen und die einzige, die eine alte Literatur aufzuweisen hat, nebst Mingrelisch, Lasisch und Suanisch. Nur diese südliche Gruppe besteht aus entschieden verwandten Sprachen. Näherer Zusammenhang mit den indogermanischen oder mit den uralaltaischen Sprachen, wie man ihn ehedem angenommen[779] hat, ist nicht erweislich. Dagegen hat neuerdings ein vorzüglicher Forscher, V. Thomsen, historischen Zusammenhang der lesghischen Gruppe mit der entschieden nicht-indogermanischen Sprache der Etrusker einigermaßen wahrscheinlich gemacht (»Remarques sur la parenté de la langue étrusque«, Kopenh. 1899). Vgl. ferner G. Rosen, Ossetische Sprachlehre nebst einer Abhandlung über das Mingrelische, Suanische und Abchasische (Abhandlungen der Berliner Akademie, 1845) und Über die Sprache der Lazen (Lemgo 1844); Tzagarelli, Mingrelische Studien (russ., Petersb. 1880); F. Müller, Grundriß der Sprachwissenschaft, 3. Bd., 2. Abt. (Wien 1887); v. Erckert, Die Sprachen des kaukasischen Stammes (Wien 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 779-780.
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