Kinderschauspiele

[15] Kinderschauspiele, kleine dramat. Stücke, die den Gesichtskreis der kindlichen Begriffe nicht überschreiten und zur Lektüre oder wirklichen Ausführung für Kinder behufs Übung des Gedächtnisses und Bildung der Deklamation wie der mimischen Darstellung bestimmt sind. Die ältesten K. sind die sogen. Schuldramen (s. d.) der Humanisten, Jesuiten etc.; dann folgten die dramatischen Sprichwörter, eine Erfindung des Franzosen Moissy. Frau v. Genlis schrieb »Théâtre d'éducation« (Par. 1779, deutsch von Gotter). In Deutschland lieferte die ersten K. im heutigen Sinne Weiße (Leipz. 1792, 3 Bde.); Claudius gab unter anderm ein »Kindertheater« (Frankf. 1802–04) heraus, Sartorius eine Sammlung von Kinderschauspielen verschiedener Verfasser unter dem Titel: »Theater für die Jugend« (das. 1781–85, 3 Bde.), Jauffret K. in deutscher und französischer Sprache (Hamb. 1803, 2 Bde.). Von neuern Sammlungen sind Kannegießers »Schauspiele für die Jugend« (Berl. 1844–1849, 12 Bdchn.), Bischoffs »Jugendbühne« (Leipz. 1872–93, 31 Bdchn.) und Hirts »Theater für die Jugend«, leicht ausführbare Stücke für verschiedene Altersstufen von Agnes Franz, Klementine Helm, O. Wildermuth u. a. (das. 1877) zu nennen. Von ernsterm Werte für die Jugendbildung sind die neuerdings in verschiedenen deutschen Städten (Hamburg, Bremen, Berlin etc.) eingeführten Schülervorstellungen (s. d.) klassischer Dramen und Opern auf der eigentlichen Schaubühne durch Berufsschauspieler.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 15.
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