Kloakentiere

[147] Kloakentiere (Ornithodelphier, Monotremata, hierzu Tafel »Kloakentiere«), die niederste Ordnung der Säugetiere (s. d.), mit schnabelartigen Kiefern, zeigen in manchen Punkten ihrer Morphologie Beziehungen zu den Reptilien und Vögeln. In ihrer Entwickelung stehen sie den Beuteltieren (s. d.) sehr nahe und haben über den Schambeinen Beutelknochen, die beim Weibchen von Echidna einen Beutel tragen; sie unterscheiden sich aber von erstern besonders dadurch, daß (wie bei den Vögeln) in das Ende des Mastdarmes wie eine Kloake (s. d.) die Geschlechts- und Harnwege ausmünden, so daß Harn und Exkremente durch eine gemeinschaftliche Öffnung entleert werden (daher der Name Monotremata, »Einlöcher«). Echte Zähne haben sie nur in der Jugend und verlieren sie bald; an ihre Stelle treten dann beim Schnabeltier Hornplatten. Am Schultergürtel ist im Gegensatz zu den übrigen Säugetieren und in Übereinstimmung mit den Reptilien und Vögeln ein Os coracoideum als besonderer Knochen vorhanden. Die Füße sind fünfzehig und mit starken Krallen versehen. Das sehr kleine Gehirn ist wenig ausgebildet; ein äußeres Ohr fehlt, die Augen sind klein, die Nasenöffnungen liegen vorn an der Schnauze. Die Blutwärme beträgt beim Schnabeltier nur 25°, also erheblich weniger als bei den höhern Säugetieren. Das Männchen trägt an den Hinterfüßen einen durchbohrten Sporn, der bei der Begattung zum Festklammern an das Weibchen Verwendung findet. Wie bei den Vögeln ist der rechte Eierstock verkümmert. Auch gebären die K. nicht, wie alle übrigen Säugetiere, lebende Junge, sondern legen dotterreiche, mit weicher Schale versehene, 1–1,5 cm große Eier ab, die beim Schnabeltier im Nest verbleiben, beim Ameisenigel jedoch sofort nach der Ablage in den Brutbeutel gebracht werden und hier die Jungen sehr bald aus sich hervorgehen lassen. Die Milchdrüsen münden auf ziemlich ebenen Feldern der Bauchhaut, wo die Milch ohne Vermittelung von Zitzen von den Jungen aufgeleckt, nicht gesaugt wird. – Lebend (in Australien und Neuguinea) sind nur die Gattungen Ornithorhynchus, Schnabeltier (Tafel, Fig. 4), und Echidna, Ameisenigel (Fig. 1–3), vorhanden; versteinert hat sich eine riesige Echidna in den Knochenhöhlen des Diluviums von Australien gefunden. Vgl. Owen, Monotremata (Lond. 1843); Thomas, Catalogue of the Marsupiala and Monotremata, British Museum (501.1889); Semon, Monotremen und Marsupialier (drei Abhandlungen in den »Denkschriften der medizinisch-naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Jena«, 5. Bd., 1. Heft, 1894), Römer, Monotremata und Marsupialia (Jena 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 147.
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