Knochenbrüchigkeit

[181] Knochenbrüchigkeit, eine Form der Knochenatrophie (s. d.); vgl. auch Knochenerweichung. – Bei der Osteopsathyrosis zerbrechen die Knochen, besonders die Epiphysen der langen Röhrenknochen, ohne jede äußere Gewalteinwirkung wie auch ohne jede erkennbare Veränderung des Knochengewebes wie Glas. Sie kommt durch nervös vermittelte Ernährungsstörungen (Trophoneurose) bei Rückenmarks- und Gehirnkrankheiten vor. Die Brüche heilen gut durch knöcherne, bisweilen auch nur durch bindegewebige Vereinigung. – K. tritt auch häufig bei Rindern, seltener bei Schweinen und Ziegen auf und ist hier eine langsam sich ausbildende Ernährungskrankheit.[181] Im Beginn wird die Bewegung steif, das Aufstehen erschwert; später liegen die Tiere viel, magern ab und erleiden schließlich bei irgend einem geringfügigen Anlaß einen Knochenbruch, bez. ein Einknicken der Knochen, was die Tötung (Notschlachtung) nötig macht. Die Krankheit beruht auf ungenügendem Kalkgehalt der Nahrung. Sie ist daher in solchen Gegenden stationär, wo das Futter von kalkarmem Boden gewonnen wird. Sie tritt aber auch anderwärts auf in dürren Jahren, weil dann der Kalk wegen des Feuchtigkeitsmangels ungelöst im Boden bleibt und somit auch die Vegetation auf kalkreichem Boden kalkarm bleiben kann. In Futternotjahren herrscht die K. bisweilen wie eine Seuche. Endlich können auch von Natur kalkarme Futtermittel (Rüben, Schlempe etc.) die K. bewirken, wenn ihnen nicht kalkreiches Futter beigemengt wird. Meist erkranken Kühe, weil sie mit der Milch bedeutende Mengen Kalk verlieren und daher unter dem mangelhaften Ersatz stärker leiden als z. B. Ochsen. Deshalb erkranken auch zuerst die besten Milchkühe und vor allem tragende Kühe, weil diesen auch noch das Junge Kalksalze entzieht. Aus gleichem Grund erkranken tragende Sauen und Ziegen. Die K. kann am Anfang sicher gehoben werden, wenn die Beschaffung kalkreichen Futters (Zugabe von Knochenmehl zum Futter) möglich ist. Öfters verbindet sich die K. mit lecksuchtähnlichen Erscheinungen. Die K. beruht auf fortschreitender Entkalkung der Knochen, verbunden mit Vergrößerung der Markhöhle, gallertiger Veränderung des Markes (daher auch Markflüssigkeit), Verdünnung und Erweichung der Knochenrinde bis zur Schneidbarkeit. Unter Knochenweiche, welcher Name auch hier zutreffend wäre, wird jedoch bei Tieren die Rachitis (s. d.) verstanden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 181-182.
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