Kolonne

[302] Kolonne (franz. colonne, v. lat. columna, Säule), militärisch Heeressäule, insbes. Truppen, die gemeinsam auf einer Straße marschieren. Bei der K. befinden sich die Unterabteilungen der Truppe (Rotten, Sektionen, Züge) hintereinander (s. Ausstellung) im Gegensatz zur Linie (s. d.). Eine K. ist geöffnet, wenn die Unterabteilungen so viel Abstand haben, daß sie zur Linie einschwenken können, sonst heißt sie geschlossen. Die Kolonnen dienen: 1) zum Marsch (Marschkolonnen), mit schmaler Front, großer Tiefe; 2) zur Versammlung, möglichst quadratisch, um große Massen auf engem Raum zu versammeln; 3) zur Truppenbewegung auf dem Gefechtsfelde; hier ist Erleichterung der Führung durch Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit aus Gelände mit Rücksicht auf die feindliche Waffenwirkung bestimmend für die Form der K. Der feste Zusammenhalt, den auch wenig geübte Truppen in der K. haben, und die verhältnismäßig geringe Schwierigkeit der Ausbildung führten seit den französischen Revolutionskriegen zur Anwendung der K. im ganzen Verlauf des Gefechtes (Kolonnentaktik), bis die Verbesserung der Schußwaffen mehr und mehr den Gebrauch der K.[302] auf dem Gefechtsfelde beschränkte. Auch jetzt bleibt man in Kolonnen, solange es das feindliche Feuer erlaubt, was jedoch nur auf große Entfernungen, bei Deckung im Gelände oder in besondern Fällen (Nacht, Nebel) möglich ist. Die wichtigsten deutschen Kolonnen sind: Infanterie: für die Kompanie Kompaniekolonne (s. d.), Sektionskolonne (s. Sektion), für das Bataillon Tiefkolonne (s. d.) und Breitkolonne (Kompaniekolonnen nebeneinander), für den Parademarsch des Regiments Regimentskolonne (s. d., die Doppelkolonne wurde 1905 abgeschafft); Kavallerie: für die Eskadron Zugkolonne (die vier Züge hintereinander), Halbkolonne (s. d.), K. zu zweien oder vieren (zum Marsch), für das Regiment Eskadronskolonnen (s. d.), Regimentskolonne (s. d.); für die Brigade: Brigade in Eskadronskolonnen (Regimenter in Eskadronskolonnen nebeneinander), Brigadekolonne (Regimentskolonnen nebeneinander), Brigade in Regimentskolonnen (diese hintereinander), Doppelkolonnen (Regimenter in Zugkolonnen nebeneinander); für die Division: Division in Brigadekolonnen (diese hintereinander), in Regimentskolonnen (Regimenter in Regimentskolonnen hintereinander); Feldartillerie: für die Batterie K. zu einem, Zugkolonne, für die Abteilung Breitkolonne, Tiefkolonne (Batterien in geschlossener Linie neben-, bez. hintereinander) etc. Vgl. »Exerzierreglement für die Infanterie« (Berl. 1889), desgl. für die Kavallerie (das. 1895), desgl. für die Feldartillerie (das. 1899). – K. auch soviel wie Kolumne (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 302-303.
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