Kommandostab

[326] Kommandostab (Marschallstab, Feldmarschallstab), wohl aus dem Streitkolben (s. d.) oder der Streitaxt (s. d.) entstandenes Zeichen der Würde hoher Truppenführer. Dasselbe war schon im Altertum, z. B. in der römischen Armee, gebräuchlich. In Frankreich führte der Marschall ursprünglich die Streitaxt, seit dem 18. Jahrh. den bâton fleurdelisé mit der Devise: »Terror belli decus pacis«. Die deutschen Marschallstäbe zeigen auf blauem Samt goldene Kronen und heraldische Adler, an den Endflächen schwarze Adler auf weißem Grunde. Bei andern Gelegenheiten als parademäßigem Dienst führen die deutschen Feldmarschälle seit 1901 den Interimsfeldmarschallstab, der einem Reitstock ähnelt. –

Sogenannte Kommandostäbe aus der ältern Steinzeit.
Sogenannte Kommandostäbe aus der ältern Steinzeit.

Über Zweck und Bedeutung der der ältesten Steinzeit angehörenden, ebenfalls »Kommandostäbe« genannten, aus Renntierhorn oder Knochen gefertigten, oft mit eingeritzten Figuren (Renntier, Pferd, Fisch, Schlange) verzierten und mit einem oder mehreren (bis zu fünf) Löchern versehenen Geräte von stockgriffähnlicher Gestalt (s. Abbildung) ist man bisher nicht klar geworden. Meist hielt man sie in Anbetracht der sorgfältigen Bearbeitung und künstlerischen Verzierung für Abzeichen der Häuptlingswürde (daher der Name). Dawkins erklärte sie mit dem Hinweis auf ähnliche Gebilde der Eskimo für Pfeilstrecker; [326] Reinach hält sie für bloße Luxusstücke, insbes. Jagdtrophäen, Schoetensack aber hat den wohl annehmbaren Nachweis erbracht, daß die Kommandostäbe nichts andres sind als Kleiderheftel, Urformen der spätern Metallfibeln, die zum Zusammenhalten der vordern Ränder des Fellmantels auf der Brust gedient haben. An diesen Rändern waren zwei Schnüre oder Sehnen angebracht, die am vordern Ende je ein kleines Querholz trugen. Durch das Loch oder je ein Loch des Stabes geschoben, bildeten sie einen guten, leicht zu lösenden Verschluß, der zudem, je nach der Lage des Stabes, auch verschiedene Halsweiten des Kragens gestattete. Vgl. Schoetensack, Fibulae palaeolithicae (in der »Zeitschrift für Ethnologie«, 1903); Wilser, Die Häuptlingsstäbe, bâtons de commandement (im »Globus«, 1879); Klaatsch, Entstehung und Entwicklung der Menschheit (in »Weltall und Menschheit«, Bd. 2, Berl. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 326-327.
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