Kostomarow

[536] Kostomarow, Nikolaus, russ. Geschichtsforscher, geb. 1817 in Ostrogosz (Gouvernement Woronesh), gest. 19. April 1885 in Petersburg, studierte an der Universität zu Charkow, trat 1836 in ein Dragonerregiment, nahm aber bald seinen Abschied, wurde 1846 zum Dozenten an der Kiewer Universität ernannt, aber schon im folgenden Jahre wegen seiner auf Förderung einer besondern kleinrussischen Literatur gerichteten Bestrebungen entlassen. Als er hierauf mit den gleichgesinnten Freunden Szewczenko, Kulisz, Bitozerski, dem Redakteur Hulak u. a. einen geheimen literarischen Verein zur Wiedererweckung des kleinrussischen (ruthenischen) Volkslebens gegründet hatte, wurde K. ertappt und nach Saratow verwiesen. Erst beim Tode des Zaren Nikolaus erhielt er die Erlaubnis zu einer Reise ins Ausland, wurde 1859 zum Professor der Geschichte in Petersburg ernannt, nahm aber nach der Schließung der Universität infolge der Studententumulte (1861) seine Entlassung. K. begann seine schriftstellerische Tätigkeit (unter dem Pseudonym Jeremija Halka) mit Dichtungen in kleinrussischer Sprache (gesammelt Odessa 1875), darunter am bekanntesten das Drama »Sawa Czalyi« (1838), »Ukrainskie ballady« (1839), eine Liedersammlung u. d. T.: »Kwitka« (»Blumenstrauß«, 1840) und das Trauerspiel »Perejaslawskanja nicz« (»Die Nacht in Perejaslaw«, 1841). Als ihm 1847 weitere Publikationen in kleinrussischer Mundart untersagt wurden, wandte er sich historischen Forschungen zu. Die wichtigsten sind: »Der Kosakenkrieg mit Polen bis auf Bogdan Chmielnicki« (1856); »Bogdan Chmielnicki« (1857, 4. Aufl. 1884); »Der Hetman Wyhowski« (1861); »Historische Monographien etc.« (Petersb. 1863–72, 12 Bde.); »Geschichte der altslawischen Republiken Nowgorod und Pskow« (1863, 2 Bde.); »Russische Geschichte in Biographien ihrer wichtigsten Persönlichkeiten« (Petersb. 1873 ff.; deutsch von Henckel, Bd. 1, Leipz. 1886–89, bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts reichend); »Mazeppa und seine Anhänger« (1883). Sein »Literarischer Nachlaß« erschien in Petersburg 1890. Vgl. Pypin, Nikolaus K. (in der »Geschichte der russischen Ethnographie«, Bd. 3, Petersb. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 536.
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